Der ästhetische Zustand des Subjektes.
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Haut des Rumpfes, liefern, wie man sich bei einiger Auf¬
merksamkeit ohne weiteres überzeugen kann, gleichfalls
derartige Begleitempfindungen, und bei lebhaften Affekten
wird nahezu der ganze Körper in Mitwirkung und Mit¬
leidenschaft gezogen. Diese physische Resonanz ist
die andere überaus wesentliche Beisteuer, welche der In¬
tellekt zur qualitativen Färbung der Gefühlszustände leistet.
Der übrigens immer noch nicht geringfügige Rest
ihrer Differenzierung liegt in den zeitlichen und inten¬
siven Verhältnissen, welche der Ablauf des Gesamtkom¬
plexes zeigt. Die Bedeutung dieses Faktors gibt sich
sehr deutlich zu erkennen, wenn man etwa Schreck oder
Überraschung mit Furcht oder Freude, Sehnsucht mit
Verzweiflung, Zorn mit Ingrimm vergleicht. Er kommt
aber keineswegs nur in so komplizierten Affekten, sondern
auch schon in viel einfacheren Gefühlsereignissen zur
Geltung. Die Klangfarbe eines starken Trompetentones
erregt gewissermaßen einen Aufruhr in unserem Gefühls¬
zustande, ähnlich auch eine helle, glänzende Farbe, be¬
sonders rot oder gelb ; die Flöte dagegen oder eine piano
angeblasene Trompete beruhigen das Gefühl, so daß es
relativ längere Zeit während des Erklingens im gleichen
Zustande verharrt, eine Wirkung, die ähnlich auch von
matten, kühlen Farben, etwa blaugrün ausgeht. Die musi¬
kalische Dissonanz gibt mit der darauffolgenden kon-
sonierenden Auflösung einen sehr wohlgefälligen zeitlich
ausgedehnten Komplex (einen ästhetischen Elementar¬
gegenstand der Gestalt). Die Dissonanz für sich allein
ist unlustbetont; da jedoch der musikalische Hörer mit