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Der ästhetische Zustand des Subjektes.
Vorstellungs- und Gefühlstatbestände, welche so die nor¬
malerweise für jedes Gefühl unerläßliche „Gefühls -
Voraussetzung“ abgeben, gehören mit zu dem Gesamt¬
bewußtseinszustand, der das Gefühl ausmacht, und tragen
in ihrer Mannigfaltigkeit bei zu dessen qualitativer Cha¬
rakteristik. So ist z. B. Furcht jenes Unlustgefühl, das
durch einen ungewissen, Trauer dagegen jenes, das
durch einen, wenn auch sonst gleichen aber gewissen Sach¬
verhalt hervorgerufen wird; hier ist es ein gewisses, dort
ein ungewisses Urteil, das, mit dem emotionalen Elemente
verbunden, die Eigenart des Gesamtgefühlszustandes aus¬
macht. Aber außer durch die Gefühlsvoraussetzung
sind die intellektuellen Elemente des Seelenlebens auch
noch in anderer Art für die qualitative Differenzierung
der Gefühle von Bedeutung, nämlich durch die Empfin¬
dungen von den mannigfaltigen physischen Vorgängen,
welche sich, wie vielfach nachgewiesen, ^ in jeweils ver¬
schiedener Qualität und Intensität die Gefühlserre°run°ren
begleitend, in unseren körperlichen Organen abspielen.
Namentlich die Atembevvegung und die Herztätigkeit
stehen so in inniger Beziehung zu emotionalen Erregungen
und es ist nichts weiter als die Erkenntnis dieser Tat¬
sache, daß die Vulgärpsychologie den Sitz des Gemütes
ins Herz verlegt. Aber auch andere Organe, z. B. die
) Vgl. dazu C. Lange „Über Gemütsbewegungen“, Leipzig 1887,
dann Lehmann, „Die Hauptgesetze des menschlichen Gefuhls-
ebens“, Leipzig 1892, S. 75 ff. und ferner Lehmann „Die körper¬
lichen Äußerungen psychischer Zustände“ Kopenhagen 1898 f., und
Zoneff u. Meumann „Über Begleiterscheinungen psychischer Vor¬
gänge m Atem u. Puls“, Philos. Stud. Bd. XVIII; und anderes.