Zusammenwirken der Gefühlsfaktoren.
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ästhetischer Lust und das ästhetischer Unlust. Alle übrigen
sog. ästhetischen Modifikationen sind solche des Gegen¬
standes dieser Gefühle.
Dies stimmt nun auch vorzüglich mit der Grundlehre
der Gefühlspsychologie, die besagt, daß es andere Gefühls¬
qualitäten als die der Lust und Unlust nicht gibt und
daß alle sonstige Verschiedenheit des emotionalen Ver¬
haltens zunächst an der Verschiedenheit der Gefühlsgegen¬
stände liegt.
Es stimmt aber auch damit, daß wir schließlich doch
jedweden ästhetischen Gegenstand, wenn wir von seiner
besonderen gegenständlichen Eigenart absehen und nur
berücksichtigen, daß er ästhetische Lust oder Unlust erregt,
schön oder häßlich nennen und keinen anderen Ausdruck
zur Bezeichnung des rein ästhetischen Wertes irgend einer
der Modifikationen, etwa des Tragischen, besitzen. —
Nachdem nun die Ergebnisse des Zusammenwirkens
der ästhetischen Elementarfaktoren nach ihrer qualitativen
Seite charakterisiert worden sind, wäre es die zweite Auf¬
gabe, ihre Abhängigkeit von den quantitativen Verhält¬
nissen der Einzelfaktoren zu beleuchten. Das Haupt¬
interesse wäre dabei jenen Fällen zugewendet, die quali¬
tativ entgegengesetzte Gefühlsfaktoren, Lust und Unlust,
in sich enthalten, wie etwa die der ästhetischen Ver¬
wertung des Häßlichen oder des Tragischen, und die
Untersuchung hätte sich auf das Intensitätsverhältnis zu
richten, in welchem der Unlustfaktor zum Lustfaktor noch
stehen darf, wenn es zu einem ästhetischen Genüsse über¬
haupt noch soll kommen können. Da jedoch der Ver-