Der ästhetische Zustand des Subjektes.
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wegs innerlich begründetem Zusammenhänge stehen. Der
ästhetische Wert eines mäßigen Gemäldes wird dadurch
nicht erhöht, daß es an ein anderes, gutes erinnert, weil
es etwa einmal neben diesem gehangen hat.
Die dritte Form der Assoziationswirkung dürfte die
häufigste sein, schon deshalb, weil die Fälle der beiden
anderen Formen nach und nach in sie überzugehen die
Tendenz haben. Sie ist streng genommen keine aktuelle
Vorstellungsassoziation, sondern nur deren emotionaler
Niederschlag. Sie besteht nämlich darin, daß die Aus¬
gangsvorstellung, welche ja hier wie sonst zumeist der
Sinneswahrnehmung entstammt, eine zweite aktuelle Vor¬
stellung, entweder nur eine Teil Vorstellung oder auch die
von einem neuen, eigenen ganzen Gegenstände, im Be¬
wußtsein gar nicht wachruft, sondern bloß die Gefühls¬
betonung einer solchen zweiten Vorstellung anklingen
läßt. Der Vorgang ist ähnlich dem, auf dem die Wert¬
schönheit beruht. Die Vorstellung V, ist hinlänglich enge
und lange Zeit hindurch assoziiert mit einer zweiten Vor¬
stellung V2, die mit dem bestimmten Gefühle G2 ver¬
bunden ist. Das führt nach und nach dazu, daß in dem
psychischen Ablauf Vt—V2 G.2 das V2 gleichsam unter
der Schwelle bleibt, nicht mehr ins Bewußtsein tritt, nicht
mehr aktuell wird, sondern dispositionell bleibt, so daß
nur V, und G0 bewußt auftreten, die Vorstellung Vt mit
dem Gefühlston Gt, verbunden erscheint; und nur ge¬
legentlich kommt noch VQ zum Vorschein. Dabei ist das
G.2 durchaus nicht immer ästhetisches Genußgefühl. Viel
wichtiger, mannigfaltiger und bedeutungsvoller sind die