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Form der allgemein abstrakten Abschnitte nicht sympathisiren will, eine
selbständige Ueberzeugung ermöglichen. Besonders die Stelle über die
»symbolischen Grundformationen für die Leibreize« * schien mir
ästhetisch verwerthbar. Hier wird nachgewiesen, wie der Leib im
Traum auf gewisse Reize hin an räumlichen Formen sich selber objek-
tivirt. Es ist also ein unbewusstes Versetzen der eigenen Leibform und
hiemit auch der Seele in die Objektsform. Hieraus ergab sich mir der
Begriff, den ich Einfühlung nenne. Bald aber sah ich ein, dass hiemit
nur ein Theil der Formsymbolik erklärt würde, dass die Wirkung des
Lichtes, der Farbe und die Wirkung der blossen Umrisse, der reinen
Linie nicht als eine Einfühlung bezeichnet werden, sondern dass hier
nur eine unmittelbare Fortsetzung der äusseren Sensation in eine in¬
nere, eine unmittelbare geistige Sublimation der sinnlichen Erregung
angenommen werden kann. Zugleich wurde ich auf den durchgreifen¬
den Unterschied von sensitiven und motorischen Reizen aufmerksam.
Diesen Unterschied stellte ich hierauf als Grundschema an die Spitze
und halte hiernach eine sensitive Zufühlung und motorische ' Nachfüh¬
lung, in analoger Weise eine sensitive und eine motorische Einfühlung **
immer streng auseinander. — Und in der Entwicklung dieser Begriffe
war es nun mein Hauptbestreben, die geistige Erregung immer genau
an und mit der leiblichen zu erklären. So unzulänglich auch die
physiologischen Kenntnisse sind, die mir hiebei zu Gebote stehen,
scheint mir dennoch die Art ihrer Anwendung selbständig und nicht
* D. L. d. Tr. v. K. A. Schemer. S. 114.
** Erst nach Abfassung dieser Arbeit wurde ich auf Lotzes Mikrokosmos (2,
Band. Leipzig. 1869. S. 199) aufmerksam gemacht, wo ebenfalls, aber doch ohne
systematische Yerwerthung, die Hede ist von einer „mitlebenden Versetzung“,
welche mit einer „verallgemeinerten Erinnerung an die Regsamkeit unseres eigenen
Körpers“ zusammenhängt. Die S. 200 gebrachten Beispiele passen zu unserem Be¬
griffe der motorischen Einfühlung.