Zu Wernhers Marienliedern.
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aufgelöst ^ X j_) für jl x ; Belege hierfür aus Wernher s.
oben S. 27 f. (man beachte die Auflösungen Mmelbrot 1209,
gesägen gär 1270, âne sàch 1286); — 2. in Versen des
Typus B(x)j_x_lXj_x_l? und endlich — 3. in Versen
des Typus E (x)^.XnX_v Xj_. Den beiden letzteren
gemeinsam ist der auf steigende Schluß jl x _l, der denn
natürlich auch bei Wernher belegt ist (s. a. a. 0.). Für
den im Text D beliebten absteigenden Schluß finden
sich aber höchstens zwei Belege: Gäbriel 1207 (wenn so
zu betonen ist, vgl. oben S. 28: der Fremdname bringt
eben den Dichter in eine Notlage) und salege swéster wônten
do' 1223, wenn dieser Vers so, d. h. nach dem Typus C
und nicht vielmehr als salege swéster wönten do nach B
zu betonen ist (s. ebenda). Wernher steht also hier auf
einem sehr altertümlichen Standpunkt, da er die Um¬
bildung von jl A zu -i x _i_ (ygl. meine Altgerm. Metrik
§ 116) im allgemeinen nicht kennt.
Ich denke, diese Gegensätze sind so scharf und deut¬
lich ausgeprägt, daß man getrost erwarten darf, der Be¬
arbeiter von D werde sich verraten, sobald er nur ein
paar Verse eigener Mache in das Gedicht hineinbringt.
Mit dem Vorgebrachten ist ja auch nur das Gröbste und
Augenfälligste erledigt: es finden sich noch eine Menge
feinerer Unterschiede (namentlich in der Intervallführung),
die man bald herausfinden lernt, wenn man sich nur
einigermaßen an die scharf ausgeprägten Rhythmen und
Melodien Wernhers gewöhnt hat.1
Viel schwieriger ist es für den Bearbeiter des Wiener
Textes A, einen bestimmten Charakter nachzuweisen,
denn seine Tätigkeit ist großenteils negativ. Er ist ein
bequemer Mann: wenn er ein Verspaar mit unreinem
Reim ohne allzugroßen Schaden für den Sinn auslassen
kann, so tut er das einfach, ohne daß er daran denkt,
1 Sehr schön prägt sich der Gegensatz zwischen Wernher und
D z. B. in dem bei Bruinier S. 35 ff. in Paralleldruck von D und A
gegebenen Abschnitt aus.