Fünftes Kapitel: Symbolik der Sprache. Akustische und formale Elemente. 495
Damit kommen wir zurück zu dem eingangs Gesagten:
Das Verständnis der Worte und Sätze schliefst eine eigene Art
der Einfühlung in sich. Ich erlebe in ihnen ein Vorstellen
oder Erfassen eines Gegenstandes bezw. ein Urteilen, ein
Wollen u. s. w.
Intellektuale Ausdruckselemente.
Diese Einfühlung ist aber verschiedener Art. „Einfühlen“,
so sagte ich schon früher, kann ich nur, was ich fühle. Fühlen
aber kann ich zunächst bei meinem eigenen Vorstellen und
Erfassen eines Gegenstandes und meinem eigenen Urteilen
zweierlei. Ich fühle einmal das vorstehende Tun, die Kraft des
Erfassens, des Eindringens, das Suchen nach einem Urteile,
das Fragen, Besinnen. Ich fühle zugleich diese oder jene
Weise der Erfassung oder Auffassung, des urteilenden
Tuns, kurz der geistigen oder intellektuellen Arbeit. Und
alles dies nun kann ich auch in die gehörten oder gelesenen
Worte einfühlen. Soweit die Einfühlung solchen Inhalt hat,
ist sie — nicht ihrem Charakter, aber eben ihrem Inhalte
nach, intellektuelle Einfühlung. D. h., sie ist Einfühlung
eines Intellektuellen, einer intellektuellen Tätigkeit, oder einer
intellektuell tätigen Persönlichkeit.
Zu den formalen Ausdruckselementen, in welchen solches
intellektuelle Tun für mich liegt, gehören alle die poetisch¬
rhetorischen Mittel und Weisen der Darstellung eines Gedankens.
Es gehören dahin die Figuren und Tropen, die Metaphern, Ver¬
gleiche und Gleichnisse; auch schon jede Weise des einfacheren
und nüchterneren, oder reicheren und belebteren Ausdrucks.
Schliefslich auch die Art der Konstruktion der Sätze, das
Folgern von Einem aus dem Anderen, soweit nämlich darin
für uns unmittelbar eine eigenartige Weise des geistigen Tuns
sich ausspricht. „Der Stil ist der Mensch“, d. h., es liegt darin
eine Persönlichkeit. Und sie kann darin in einer für uns un¬
mittelbar erlebbaren Weise liegen.
Dazu ist freilich eine Bemerkung zu machen. Solche
Weisen, sich auszudrücken oder eine Sache darzustellen, sind