Fünftes Kapitel: Symbolik der Sprache. Akustische und formale Elemente. 485
Bewufstsein, dafs das Wort das innerliche Erfassen eines Gegen¬
standes „meint“, d. h., dafs im Aussprechen desselben die Ten¬
denz oder Nötigung liegt, diesen Gegenstand innerlich zu er¬
fassen.
Gehen wir nun hier gleich einen Schritt weiter. Das Kind
überzeugt sich von einem Sachverhalt, d. h. es fällt ein Urteil.
Zugleich hört es einen Satz. Hier vereinigt sich das Streben
der Verlautbarung des inneren Erlebnisses, Urteil genannt, mit
dem Streben, den Satz nachzusprechen, zu dem einen Streben
der Verlautbarung des Urteils in dem Satze; oder wiederum
richtiger gesagt, es bekommt jenes Streben in diesem seinen
bestimmten Inhalt. Damit ist der Satz zu dem diesem Urteil
zugehörigen Ausdruck, oder zur „Aussage“ geworden, und der
Satz hat in diesem Urteil seinen zu ihm gehörigen „Sinn“ ge¬
wonnen.
Sprachverständnis als Einfühlung.
Dies verfolge ich nicht weiter. Das Gesagte genügt zur
Erkenntnis dessen, worauf es hier ankommt. Und das ist dies,
dafs sich in der Erlernung der Sprache an die Wahrnehmung
eines Wortes oder Satzes unmittelbar die tatsächliche innere
Erfassung des Gegenstandes, meine Wahrnehmung oder Vor¬
stellung desselben, bezw. mein tatsächliches Urteil bindet,
nicht etwa die blofse Vorstellung, dafs der Gegenstand erfafst,
bezw. dafs das Urteil gefällt werde. Das Wort oder der Satz,
und meine tatsächliche Erfassung des Gegenstandes, bezw. mein
reales Urteilen, werden zu einem einzigen, einheitlichen Erlebnis.
Demgemäfs liegt in der Folge für mich jederzeit in gehörten
Worten unmittelbar die tatsächliche innerliche Erfassung der
dadurch bezeichneten Gegenstände. Es liegt ebenso in gehörten
Sätzen das tatsächliche Urteil. Ich stelle mir, wenn ich ein
Wort höre, nicht blofs vor, oder weifs, oder glaube zu wissen,
dafs der Sprechende eine Sache innerlich gegenwärtig habe,
oder sie vorstelle, sondern ich erlebe in dem Worte unmittelbar
diesen inneren Akt. Und ich stelle mir, wenn ich einen Satz
höre, nicht nur vor, oder weifs, oder glaube zu wissen, dafs da