Volltext: Ästhetik. Psychologie des Schönen und der Kunst. Erster Teil: Grundlegung der Ästhetik (3)

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Der Rhythmus. 
nun in gewissem Grade das Hinausgehen der Bewegung über 
diesen zweiten Fufs, das Ausklingen derselben jenseits der 
abschliefsenden Betonung desselben. D. h. es ist in gewissem 
Grade natürlich, oder innerlich notwendig, dafs der zweite Jambus 
sich in einen Amphibrachys verwandle, bezw. an den zweiten 
Anapäst eine unbetonte Silbe sich anhänge. Damit ist in jenem 
Falle die Voraussetzung gegeben für einen trochäischen Fortgang, 
in diesem die Voraussetzung für einen nachfolgenden Amphi¬ 
brachys, und ev. durch diesen hindurch in den Daktylus oder 
Trochäus. Das Schema ist im ersten Falle 
im zweiten Falle etwa '■J ^ _ w/v_/ _ I _ . 
Aber Jamben und Anapäste sind nicht nur einzelne 
Jamben und Anapäste, sondern sie sind Einheiten aus solchen. 
Und gesetzt nun, es ist von zwei Jamben der erste dem zweiten 
untergeordnet, bildet also mit ihm einen jambisch geordneten 
Dijambus, so liegt in diesem ohne weiteres eine gesteigerte 
Vorwärtsbewegung; die abschliefsende Betonung desselben er¬ 
scheint von vornherein in höherem Mafse als Einschnitt in 
eine Gesamtbewegung; sie schliefst eine gröfsere Spannung in 
sich. Und dies bewirkt einen leichteren Übergang in eine 
andere Form der Gliederung der Gesamtbewegung. Es ergibt 
sich etwa von selbst die Form: 
Aus dem, was hier über die Jamben und Anapäste gesagt 
wurde, ist nun erst verständlich, warum die einfache Folge von 
Jamben oder Anapästen unbefriedigend ist. Die jambische 
und analog die anapästische Bewegung drängt eben aus sich 
selbst auf den Übergang zur entgegengesetzten Bewegungsweise. 
Nicht in gleichem Mafse unbefriedigend ist die Folge von 
Trochäen. Die trochäische Bewegung weist nicht mit gleicher 
Stärke aus sich heraus auf den Übergang in die entgegen¬ 
gesetzte Bewegung hin. Doch fehlt es auch hier nicht durch¬ 
aus an solchem Hinweis. Auch der Trochäus, der auf einen 
Trochäus folgt, ist nicht mehr Dasselbe wie sein Vorgänger. 
Seine Betonung ist Fortsetzung einer Bewegung; er hat also 
in sich selbst eine gröfsere vorwärtsstrebende Kraft. 
Berücksichtigen wir aber auch hier sofort, dafs Trochäen 
sich zu Einheiten, und zwar zunächst zu Einheiten aus zweien,
	        
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