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Der Rhythmus.
sind vielmehr diesem Gegensatz schon mehrfach begegnet.
Schon am Ende des zweiten Kapitels wurde darauf hin¬
gewiesen, dal's das rhythmische Ganze ein in sich abgeschlos¬
senes Tun sei, und dafs dies nicht bestehen könne ohne
inneren Gegensatz,- ohne Spannung und Überwindung der
Spannung. Dieser Gegensatz und diese Spannung nun ergibt
sich nicht aus dem blofsen Zueinanderhinzutreten von Teilen
nach dem Prinzip der qualitativen Einheitlichkeit, sondern aus
der Differenzierung von innen heraus. Gegensatz und Span¬
nung setzen eine innere Einheit voraus.
Und wir sahen weiter im vierten Kapitel: Die elementaren
rhythmischen Bewegungseinheiten entstehen und ordnen sich
zusammen einerseits nach dem Prinzip der Zweizahl und der
potenzierten Zweizahl. Diesem Prinzip aber trat gegenüber
das Prinzip der Differenzierung der in jedem abgeschlossenen
Tun enthaltenen qualitativ verschiedenen Elemente: Anfang,
Mitte und Ende. Das Prinzip dieser Differenzierung ist ein
Prinzip der Dreizahl.
Solche Differenzierung begegnete uns zuerst innerhalb der
rhythmischen Bewegungseinheit. Wir sahen den Amphimacer
von innen heraus sich dehnen und differenzieren, und dabei
der Anfangs- und Schlufsbetonung eine mittlere Betonung mehr
oder minder gleichwertig gegenübertreten. In ihr fafste sich
der Fortgang zwischen Anfang und Ende relativ selbständig
in einem Punkte zusammen. Und wir begegneten dem gleichen
Prinzip bei der Verbindung der rhythmischen Bewegungsein¬
heiten. Dem Prinzip der Zweizahl trat auch hier gegenüber
das Prinzip der Dreizahl. Es ergab sich der Gegensatz zwischen
einer elementaren Bewegungseinheit, welche die Basis, und einer
zweiten, welche die Spannung oder den Aufstieg zur Spannung,
und einer dritten, welche die Lösung oder den Abstieg zum
abschliefsenden Ruhepunkt in sich schliefst.
Und diese Dreizahl wiederholte sich im potenzierten Ganzen,
oder kombinierte sich mit der Zweizahl.
ln allen diesen Fällen bleibt das Prinzip der Zweizahl be¬
stehen, soweit die „Folge“, und demgemäfs die Forderung der
qualitativen Einheitlichkeit derselben herrscht Das Prinzip der