346
Der Rhythmus.
Strebens oder der Spannung, die enthalten liegt im Wunsch,
im Befehl, in der Frage, in der Einführung eines neuen Inhaltes
in die Vorstellungsbewegung; oder in der logischen oder apper-
zeptiven Antithese. Diese Betonung wollen wir entsprechend
der „absoluten“ Spannung, die „absolute“ Betonung nennen.
In dieser drängt die Stimme naturgemäfs in die Höhe.
Im Übrigen stehen sich zwei Funktionen der Betonung
unmittelbar gegenüber. Die Betonung ist einmal Ansatz zu
einer von ihr aus weitergehenden Bewegung. Sie trägt in sich
einen Impuls oder ein Streben zu einer solchen Bewegung. Zu¬
gleich ist doch die Bewegung in der Betonung selbst zunächst
zurückgehalten. In solchen Betonungen liegt die zweite der
beiden oben unten chiedenen Arten der Spannung. Sofern eine
Betonung diese Bedeutung besitzt, kommt ihr darnach wiederum
eine der Stärke dieses Impulses oder Strebens entsprechende
Höhe zu.
Dieser zweiten möglichen Bedeutung der Betonung nun
steht unmittelbar gegenüber die dritte: Die Betonung ist oder
bezeichnet das kraftvolle Erfassen des Zieles, in welchem die
Tendenz der Vorwärtsbewegung sich befriedigt In solcher
Betonung sinkt die Stimme.
Einzelne Worte und Wortverbindungen.
Die Betonungen, von denen ich hier rede, sind Betonungen
von Silben. Darum meint die Be'tonung doch nicht lediglich
die eine Silbe, sondern sie meint ein Wort oder eine Wort¬
verbindung. Die Sprache hat nun einmal innerhalb der Worte
gewisse Silben herausgegriffen, und zu Herrschern über die
anderen gemacht, oder ihnen die anderen untergeordnet. Sie
hat die Wortfüfse geschaffen, d. h. Einheiten, die in einer
einzigen Silbe apperzeptiv sich zusammenfassen. Dies hat
sie nicht willkürlich getan, sondern auf Grund jenes Bedürf¬
nisses, eine zeitliche Folge von Elementen nicht nur überhaupt
zu einer Einheit zusammenzufassen, sondern auch in einem
einzigen Punkte zusammenzuschliefsen, kurz, aus dem Be¬
dürfnis der monarchischen Unterordnung heraus. Worte bilden,