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Der Rhythmus.
zum dominierenden Element der Einheit. Es wird damit in
gewissem Grade zum Repräsentanten des Ganzen. Das Ganze
fal'st sich in ihm zusammen. Das andere, unbetonte Element
ist ein dazu gehöriges; ein Vorschlag oder ein Nachklang, ein
Einklang oder Ausklang.
Hiermit nun ist erst das eigentliche Wesen der Betonung
bezeichnet. Das betonte Element ist das die Einheit aus meh¬
reren Elementen Beherrschende, in sich Zusammenfassende und
Verdichtende, es ist das Gravitationszentrum, der Gipfelpunkt
einer einheitlichen apperzeptiven Welle, zu der mehrere Wellen
sich zusammengeschlossen haben. Es ist vergleichbar der
beherrschenden Höhe einer einheitlichen Gebirgsmasse, nach
welcher andere, untergeordnete Höhen hintendieren. Zu solchem
Gipfelpunkt wird ein Element einer rhythmischen Einheit, wenn
es objektiv betont, d. h. lauter ist. Es wird dazu eben um
seiner Lautheit willen.
Trochäische Gliederung.
Indessen für uns handelt es sich zunächst nicht darum,
welches der Elemente einer Reihe in einem gegebenen Falle
aus objektiven Gründen als Gipfelpunkt der einheitlichen
Welle, oder als das die Einheit aus mehreren Elementen be¬
herrschende Element erscheint, sondern welches Element wir
natürlicherweise, d. h. aus uns heraus, abgesehen von
der Nötigung, welche die objektive Betontheit in sich schliefst,
zum herrschenden Elemente zu machen geneigt sind, und
nach psychologischen Gesetzen geneigt sein müssen; welches
Element innerhalb einer Reihe, und insbesondere einer Reihe
aus zwei Elementen, nicht der tatsächliche, sondern der ge¬
borene „Herrscher“ dieser Einheit ist.
Darauf nun mufs die Antwort lauten: Diese Stellung
kommt in der Einheit aus mehreren, also auch in der Einheit
aus zwei Elementen zunächst dem ersten Elemente zu. Das
erste von zwei Elementen ist — das erste. Es hat das Recht der
Priorität. Es ist dies dasselbe Recht der Priorität, um das es
sich auch bei wissenschaftlichen Prioritätsstreitigkeiten handelt;