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Zweites Kapitel.
beobachten. Man kann sie in der Selbstbeobachtung
finden, indem man plötzlich auf sie aufmerksam wird.
Man kann sie auch, wie wir es
des Kan des
gethan haben, mittelbar erschliessen : überall, wo wir
unwillkürlich, und ohne durch ein Erinnerungsbild ge¬
leitet zu werden, etwas von den Haltungen und Ge¬
bärden unserer Umgebung annehmen, da kann der
Konnex, so viel ich sehe, nur durch imitatorische Ein
die
sich direkt
Stellungen erklärt werden,
Gesehene anschliessen, um dann später
an
wenn
das
die
Gelegenheit zu einer demselben Gesamtzustand ent¬
sprechenden Haltung oder Gebärde sich darbietet, von
Einfluss zu sein.
Es wird nun wohl von niemand
bestritten, dass derartige Einstellungen auch während
der ästhetischen Betrachtung der Form Vorkommen.
Ebensowenig wird man
können
»
dass
die
Fälle
wo
wir
uns
auf
solchen
passungen
îî
ertappen
u
1
motorischen An¬
zugleich Fälle von
besonders intensivem Gemessen sind. Dies ist sehr
leicht verständlich. Denn wenn das
von
7
Haltungs
und
Gleichgewichts empfin
düngen für den ästhetischen Genuss der Form wichtig
ist, so wird die so entstehende Gefühlswirkung zweifel¬
los da intensiver sein, wo es sich nicht bloss um eine
Verwachsung des optisch Gegebenen mit reproduk¬
tiven, sondern auch mit sensorischen Faktoren han¬
delt. Es ist ja gewiss gänzlich verfehlt, die Gefühle
in Organempfindungen auflösen zu wollen; für die
# •
Bedürfnisse der Ästhetik ist aber auch nichts un¬
nötiger als diese extreme Annahme. Denn welchen