Die ererbten Triebe.
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Organismus ermöglichen, ohne dass dabei schon die
Rücksicht auf sein Verhalten zu anderen Individuen
im Vordergrund stände; die zweite Gruppe umfasst
i das
Verhalten des Lebewesens zu anderen Lebewesen zu
diejenigen Triebe, die gerade darauf aus gehen
regeln.
Zu jener gehören die mannigfachen Impulse
die den Menschen veranlassen, seine sensorischen und
motorischen Apparate, sowie seine höheren
in die ihnen
entsprechende
Thätigkeit zu
versetzen
zu dieser zählen wir den Kampftrieb
den
sexuellen Trieb, den Nachahmungstrieb und die so¬
zialen Triebe.
Für die Theorie des ästhetischen Geniessens kommt
aus der ersten Gruppe zunächst das Bedürfnis in Be¬
tracht
>
den
verschiedenen Sinnesapparaten
eine
ihrer Eigenart entsprechende Bethätigung zu ver¬
schaffen. Das bedeutet zweierlei. Erstens verlangt
jeder Sinn nach
überhaupt ; wenn der
Erwachsene, sagt Perez mit Recht, nicht durch die
Not des Lebens gezwungen ist, alle seine Fähigkeiten
unter den Dienst der „attention utile“ zu stellen,
so
kehrt er zum Kinde zurück: „il se remet tout douce¬
ment à regarder pour voir, à écouter pour entendre
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palper pour toucher“. Da nun der ästhetische Ge¬
nuss (abgesehen von der Lesepoesie) an die sinnliche
Wahrnehmung des Objektes gebunden ist, so haben
wir damit eine in ihm wirkende Quelle des Vergnügens
vor uns, bei der es noch gar nicht auf das „Was“,
sondern auf das „Dass“ des Wahrnehmens ankommt.
Das blosse Schauen um des Schauens willen bildet
Groos, Der ästhetische Genuss.
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