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Siebentes Kapitel.
lichkeit als besonders wertvoll erscheinen müssen, weil
überein-
sie mit unseren sittlichen
stimmen, d. h. menschlich bedeutsame Züge
»
in denen
etwas zum Ausdruck kommt, was zum Menschsein
einen positiven Beitrag liefert: Kraft, Grösse, Reich¬
tum
oder innere Weite, Einstimmigkeit mit sich
selbst
oder innere Freiheit. So wird in der ästhetisch wert¬
vollen Darstellung des Zornigen irgend welche Grösse
sein, irgend etwas Gesundes, irgend welche Kraft, an
der ich sympathisch teilnehme.
Ich lasse es dahingestellt, ob sich der Begriff des
positiv Menschlichen mit dem des Sittlichen identifi¬
zieren lässt, oder ob er sich hierfür als zu weit er¬
weist. Für das ästhetisch Wirksame wäre er sicher¬
lich zu eng. Es kann daher nur gefragt werden, ob
er sich mit dem ästhetisch Wertvollen deckt. Nach
dem, was im vierten Kapitel über die Wertbeziehungen
gesagt wurde, muss ich ihn auch in dieser Hinsicht
für zu eng halten. Wer sich hierüber ein Urteil bil
den will, der möge die von Iipps im dritten ästhe
tischen Litteraturbericht (Arch. f. syst. Phil. IV, 471 f.)
angeführten Fälle nachprüfen. Von der Stimmung des
ewig unzufriedenen Nörglers, heisst es dort, nehme ich
bloss Notiz, oder ärgere mich sogar darüber, während
die (wirkliche oder dargestellte) um ihr Kind bangende
Mutter meine ästhetische Sympathie erzwingt, weil ich
in ihrer Sorge die Liebe sehe und so meine eigene
Ich
dass die Kritik hier sowohl die Gegenüber¬
stellung der Beispiele als auch die Begründung des
Fähigkeit zu lieben, in ihrem Anblick auslebe,
glaube,