Siebentes Kapitel.
Die ererbten Triebe.
Wenn man das innere Miterleben als ästhetische
Sympathie bezeichnet, so meint man damit nicht
eine Teilnahme an beliebigen Gegenständen, sondern
der Ausdruck weist ausschliesslich auf ein Mitmachen
von solchen Inhalten hin, mit denen wir irgendwie
übereinstimmen können. Dieses Übereinstimmen
hat bei Lipps, wenn ich seine Ausführungen recht
verstehe, zwei Stufen. Erstens muss meine eigene
Persönlichkeit, so wie sie ietzt ist, dem reproduzierten
und der anderen Person geliehenen Zustand soweit
entsprechen, dass auch in ihr die Bedingungen für
einen solchen Zustand gegeben sind, oder genauer:
die geliehenen Inhalte müssen mit irgendwelchen, sei
es auch tief verborgenen und sonst in mir schlum¬
mernden Neigungen, Interessen, Bedürfnissen, Ten¬
denzen meines eigenen gegenwärtigen Wesens über¬
einstimmen und dann Widerhall finden. Zweitens
kann es sich dahei aber auch nicht um beliebige Nei-
gungen, Bedürfnisse u. s. w. handeln, sondern den
Gegenstand der specifisch ästhetischen Sympathie bil¬
den nur solche Züge, die bei der geliehenen Person-