Die ästhetischen Illusionen.
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übrigen Erscheinungen der ästhetischen Illusion ein-
zuordnen. Die sinnliche Realität, die der Illusion als
Stützpunkt dient, stammt aus den motorischen Vor-
güngen im Organismus, die wir schon früher be-
sprochen haben
79 f.)
indem z.
die blosse Vor
Stellung des gelesenen Schrecklichen solche motorische
Yorgänge hervorruft, bilden die hierdurch entstehenden
sinnlichen Faktoren die Basis für die aufkeimende
Illusion. So ist die nach meiner Meinung notwendige
Ausdehnung des
s „ästhetische Realität“
auf
den intensiven Genuss der Lesepoesie nur im Anschluss
an die im Kapitel über die sensorischen Faktoren ent¬
wickelte Theorie möglich.
Soviel ich sehe, ist das
was Th. A. Meyer in seinem „Stilgesetz der Poesie“
(z. B. S. 117) über „direkte und indirekte Lebendig¬
keit“ anfuhrt, der hier vorgetragenen Auffassung nahe
verwandt.
Worin
besteht
der Wert
der
Illusionen
des
Leihens und der Kopie-Original-Illusion, die sich uns
nur als ein Specialfall der Leih-Hlusionen dargestellt
hat? Ich halte die Annahme für richtig, dass die auf¬
keimende Illusion, in die wir willig eingehen (auf den
dazu erforderlichen „guten Willen“ hat Witasek mit
Recht hingewiesen), als eine unseren Anlagen ent-
sprechende Betätigung, auch abgesehen von dem In-
halt des Gebotenen, einen gewissen Lustwert besitzt
der unter Umständen bei Inhalten von firerinerer Ge
»
fühlswirkung oder von nur schwach überwiegendem
Lustcharakter merklich ins Gewicht fallt. Aber nur bis
zu diesem Punkte kann ich mit einer ausgesprochenen
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