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Das Komische.
und geben so dem komischen Object den brüderlichen Ver-
söhnungskufs *).
Den brüderlichen Versöhnungskufs : darin liegt in der
That der ganze Unterschied zwischen dem aufserästhetischen
und dem ästhetischen Genufs des Komischen. Das aufser-
ästhetische Lachen hat seinen Schwerpunkt in der spöt¬
tischen, unbrüderlichen Erhebung über das verkehrte
Object. Beim ästhetischen Lachen aber verschiebt sich der
Schwerpunkt auf die innere Nachahmung des Gegenstandes,
und diese innere Nachahmung lehrt uns, trotz unserer
Ueberlegenheit mit dem Komischen gemeinsame Sache zu
machen, an seiner Verkehrtheit brüderlich theilzunehmen.
Die innere Nachahmung veredelt daher den Genufs des
Komischen. Je mehr sie in die Mitte des Bewufstseins tritt,
desto gesitteter und milder äufsert sich das Gefühl der
Ueberlegenheit, desto mehr verliert sich die spöttische
Schärfe, die ihm von Natur anhaftet; denn nun ist es nicht
mehr das Ziel, dem das Bewufstsein selbstsüchtig und rück¬
sichtslos zusteuert, sondern die dienstbare Strömung, auf
welcher es heiter hineinschwimmt in die verkehrte Welt,
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an der wir trotz ihrer Verkehrtheit unsere Freude haben. —
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Hier eröffnet sich zum Schlufs noch ein Ausblick. Je mehr
wir durch die innere Nachahmung zu Mitschuldigen
des Verkehrten werden, desto milder wird unsere Stim¬
mung sein, desto mehr werden wir für das komische
*) Zeising, „Aesthetische Forschungen“, S. 288.