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Das Komische.
Zauber zu entfalten. Der feinere Genufs des ästhetischen
Verhaltens wird durch die gröbere aufserästhetische Lust
an der eigenen Ueberlegenheit übertönt werden, und wo
dies ‘der Fall ist, wo die innere Nachahmung nicht die
Herrschaft hat, da kann man auch nicht von einem
wirklich ästhetischen Zustand des Bewufstseins sprechen.
Bei dem Lachen der Kinder über einen Mifsgestalteten, bei
dem Spott der Erwachsenen über einen Dummen oder Un¬
geschickten wird die naive und unmittelbare Komik im
Wesentlichen stets ein aufserästhetisches Ver¬
gnügen sein.
Zu einer wahrhaft ästhetischen Modification wird daher
das Komische erst, wenn die innere Nachahmung
in dem ganzen Procefs eine herrschende Stel¬
lung einnimmt. Ich habe gefragt, inwiefern der see¬
lische Vorgang beim Komischen auch ein ästhetischer Vor¬
gang sei. Dies ist die Antwort darauf. Auch hierbei wird
Choc und Gegenchoc vorhanden sein, auch hierbei wird das
angenehme Gefühl unserer Ueberlegenheit dem Gegenchoc
folgen; aber die Erhöhung unseres Selbstgefühls wird nicht
mehr der eigentliche Zweck des psychologischen Verlaufes
sein, sondern nur noch die heitere Grundstimmung
bilden, mit der wir spielend immer wieder in die innere
Nachahmung des Verkehrten eingehen. Das Gefühl unserer
Ueberlegenheit ist dann nicht mehr der Gipfel, sondern
die Basis des Geniefsens, es bildet die allgemeine Strö¬
mung, auf der wir lustig in das Reich des Komischen
hineinschwimmen, um mit dem Verkehrten selbst verkehrt