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Das Komische.
Wenn aber durch die äufsere Hülle ein tiefernstes Antlitz
blickt, so kann das uns die Komik der Seltsamkeit ver¬
gessen machen.
So wenig dieser Ueberblick darauf Anspruch erheben
kann, das grofse und mannichfach gegliederte Reich des
Komischen vollkommen zur Darstellung gebracht zu haben,
so wird er es doch, wie ich glaube, einleuchtend machen,
dafs die aufserästhetische Grundlage des Komischen that-
sächlich in einem Verkehrten besteht, welches wir mit dem
Gefühl unserer Ueberlegenheit betrachten. Wir haben
bei jedem Komischen das behagliche Pharisäer¬
gefühl, dafs wir nicht sind wie dieser Ver¬
kehrten einer. — Ich führe zur Bestätigung noch folgende
treffenden Worte Kuno Fischers an : „Man kann Kinder
nicht vergnügter machen, als wenn man ihnen das Gefühl
der Ueberlegenheit gibt, wenn man sich im Laufen
fangen, im Spielen besiegen läfst, oder gar den Unge¬
schickten und Einfältigen spielt, der nicht nachmachen kann,
was das Kind so leicht Vormacht, oder seine Zauberstückchen
nur anzustaunen, aber nicht zu begreifen vermag. Das
ganze Vergnügen des Kindes beruht auf dem wirklichen
Gefühl der Ueberlegenheit oder, was dasselbe heifst, auf
der Vorstellung unseres Unvermögens. Wenn es erst merkt,
dafs wir nur zum Schein ungeschickt waren, im Spiele ab¬
sichtlich verlieren wollten, dafs nicht wir die Getäuschten
sind, sondern es selbst, so ist ihm der Spafs und die gute
Laune verdorben; und wenn noch weiter gespielt werden
soll, macht sich das Kind wohl die naive Bedingung : du