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Das Komische.
es da erst im Händelverein zugehen!“ — so bleibt nach der
Auflösung der verkehrten Substitution überhaupt nichts mehr
zurück. Man hat hier die Auflösung einer gespannten Er¬
wartung in Nichts, worin Kant das eigentliche Wesen des
Witzes sah*). Es ist die harmloseste, aber wohl auch die
reinste Art des Witzes, die damit bezeichnet ist« .Zweitens
kann als Rest nach der Auflösung der Verkehrtheit ein
weiteres Komisches erscheinen. Das ist die wirk¬
samste Art des Witzes; denn hier tritt eine doppelte Komik
hervor : hinter der eigentlichen Sprachkomik enthüllt sich
eine komische Situation, ein komisches Individuum oder dgl.,
auf das der Witz gezielt hat. An dieser Stelle erklärt sich
die auffallend starke Wirkung der Zote; denn es bleibt hier
als Rest eine Unanständigkeit übrig, und der unanständige
' Mensch ist in seiner Verlegenheit ein äufserst komisches
Object, sei es, dafs er wirklich verlegen ist (unbewufste Zote),
sei es, dafs wir die Verlegenheit leihend in ihn hineintragen,
weil er so thut, als habe er eigentlich nur an die unschuldige
Seite der Zweideutigkeit gedacht. Ferner gehören hierher
auch alle diejenigen Witze, welche die Dummheit des Ob¬
jectes zum Ziel haben. Ein Herr erzählt seinen Bekannten :
„Gestern auf dem Corso warf ich Fräulein Helene ein Palm¬
kätzchen zu und rief : ,Gerade so ein Kätzchen sind Sie !'
Darauf warf sie mir eine Kamelie zu. W^as mag sie sich
wohl dabei gedacht haben?“ Hier ist der eigentliche Witz,
*) Kant, „Kritik der Urteilskraft“. (Kehrbach) S. 205.