Das Schöne.
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hellenischen Olymp vor Augen, wo auch das Sinnliche un¬
verkürzt in die Seligkeit eingeht.
— Wenn so das Schöne durch diese Verwandlung und
Erhöhung des sinnlich Angenehmen unter allen ästhetischen
Erscheinungen die stärkste Lustempfindung hervorruft, so
ist es endlich auch noch darum als die wichtigste Modifica¬
tion anzusehen, weil es wie keine andere das Bewufstsein
dazu ein lädt, die gewöhnliche, abgekürzte, aufserästhe-
tischen Interessen dienende Betrachtung der Dinge zu ver¬
lassen, sich liebevoll auf die Einbildung des Scheines zu
concentriren und so das Spiel der inneren Nachahmung zu
eröffnen. Das Angenehme hält die Sinne in wohlthuender
Beschäftigung fest und führt dadurch das Bewufstsein leicht
und sicher in das Gebiet des Aesthetischen hinüber. Ob
der Mensch, wie Schiller meint, durch das Morgenthor des
Schönen in der Erkenntnifs Land eindringt, erscheint mir
zweifelhaft; sicher aber ist das auf dem Angenehmen be¬
ruhende Schöne die weitgeöffnete Pforte, durch die der Mensch
am leichtesten das Reich des ästhetischen Geniefsens be¬
tritt. Die sinnlich angenehmen Elemente, sagt Kirchmann mit
Recht, „gleichen dem Weihrauch des katholischen Kultus,
welcher zunächst den Eintretenden umhüllt, der Aufsenwelt
enthebt und so für das Höhere und Göttliche vorbereitet" *).
*) Kirchmann, „Aesthetik", I. 335.
Groos, Aesthetik.
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