Nim lassen sich auch elektromotorische Elemente aus drei oder mehr
feuchten Leitern anordnen. Bilden wir einen leitenden Ring’ aus Schwefel¬
säure, Kalilösung und Wasser, so entsteht ein Strom, der vom Wasser zum
Kali, von diesem zur Schwefelsäure und wieder zum Wasser zurückgeht.
Mit solchen Strömen eines Systems feuchter Leiter haben wir es in den Mus¬
keln und Nerven zu thun. Da wir die Vertheilung der Ladung in feuchten
Leitern noch nicht genügend kennen, sind wir eigentlich ausser Stande zu
bestimmen, welches das positive und negative electromotorische Element sei.
Es kommt bei der Ertheilung dieser Benennungen darauf an, an welcher Stelle
wir die Strömungsrichtung untersuchen. Wir bezeichnen im Folgenden mit
du Bois dasjenige Eiement als das positive, von dem aus die positive Elec-
tricität in den Schliessungsbogen eintritt. In der obigen Kette aus Schwefel¬
säure, Kali, Wasser scheint es angemessen, die beiden ersteren Stoffe als die
wirksamen Elemente, das Wasser als den indifferenten verbindenden Leiter zu
betrachten. Die positive Electricitüt tritt aus der Schwefelsäure an das Wasser,
wie in der oben beschriebenen Metallkette aus dem Zink, die negative dage¬
gen aus dem Kali, wie dort aus dem Kupfer, Demgemäss würden wir die
Schwefelsäure als das positive electromotorische Element bezeichnen, das Kali
als das negative. So viel über den Sinn dieser Ausdrücke.
Soll ein electrischer Strom zu Stande kommen, so muss ihm immer ein
ringförmiger in sich geschlossener Weg aus Stoffen, welche die Eiectricität
leiten, geboten sein. Sind ihm mehrere Wege geboten, so schlägt er sie alle
gleichzeitig ein, und theilt sich zwischen sie, so, dass auf dem, welcher die
beste Leitung darbietet, der grösste Theil des Stromes kreiset, auf den Wegen
von schlechterer Leitung dagegen kleinere Theile. Man nennt solche Ströme,
denen mehrere gleichzeitige Bahnen freistehen, verzweigte Ströme. Geht ein
Strom durch einen Körper von drei Dimensionen, so könnte er unendlich viele
Wege von beliebiger Gestalt einschlagen. Die Grundsätze, aus denen bestimmt
werden kann, auf welchen Linien die Eiectricität wirklich einen solchen durch-
fliesst, sind von Kirchhof und Smaasen bestimmt worden, meist ist aber ihre
Anwendung zu schwierig, um in den einzelnen Fällen die Rechnung durchzu-
führen. Die Vertheilung der Ströme im Muskel bietet einen solchen Fall dar,
doch ist es du Bois gelungen, Betrachtungsweisen aufzuünden, durch welche
die Vertheilung der Ströme wenigstens so weit zu bestimmen ist, als man für
das Verständniss der Versuche braucht
Von den vielen wunderbaren Wirkungen, durch welche die galvanischen
Ströme in der Physik und Industrie einen so ausgedehnten Einfluss gewonnen
haben, ist namentlich eine für unseren jetzigen Zweck von Bedeutung, weil
sie uns dazu dient, die kleinsten Spuren electrischer Strömung aufzufinden;
das ist ihre Wirkung auf die Magnetnadel. Eine Drahtspirale, welche von
einem electrischen Strome durchflossen wird, hat vermöge einer bisher noch
unverstandenen Verkettung der magnetischen und electrischen Kräfte vollstän¬
dig die Wirkungen eines Magneten. Der Einwirkung einer solchen Drahtspi-