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fülirungen dem Bildungstriebe der breiten Schichten desYolkes entgegen-
kommen müssen — da darf dann auch das Grammophon nicht fehlen.
Indische, chinesische, arabische Musik z. B. ist so durchaus eigenartig,
dass es mir direkt als eine Pflicht eines ethnographischen Museums er¬
scheint, sie durch das Grammophon auch all denen nahe zu bringen, die
sonst niemals und auf keine andere Weise auch nur eine annähernde
Yorstellung von ihr erhalten könnten. Ebenso liegt es nahe, auch
charakteristische Proben von afrikanischer und amerikanischer Musik, von
polynesischen Liedern nun einem grösseren Kreise zugänglich zu machen;
ganz dasselbe aber gilt auch von Sprachproben. Das Publikum hat ein
Recht zu fragen, wie wohl die Sprachen der Menschen klingen, deren
Waffen und Geräte, Schmucksachen und Kleider wir ihm vor Augen
stellen.
So wird ein grosses ethnographisches Museum künftighin neben dem
wissenschaftlichen Archiv für phonographische Aufnahmen auch eine Reihe
von Grammophonzellen vorsehen müssen, die auch dem grossen Publikum
zugänglich sind. Wie solche Zellen einzurichten und vor allem akustisch
genügend zu isolieren sein werden, wird die Erfahrung bald zeigen.
Selbst Yersuche, phonographische und kinematographische Aufnahmen
desselben Yorganges gleichzeitig vorzuführen, sind schon mehrfach gemacht
worden. Sie sollen einstweilen noch nicht vollkommen befriedigend aus¬
gefallen sein, aber es unterliegt doch gar keinem Zweifel, dass uns in
einer solchen Kombination in vielleicht nicht allzuferner Zukunft ein
Unterrichtsmittel allerersten Ranges geboten sein wird.