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Das Pianoforte in seinen akustischen Anlagen.
daß die deutschen Pianomacher so schnell zu dem Entschluß
kamen, den Vorsprung einzuholen.
Bei dem Bekanntwerden des sehr leichten Metalls Aluminium
gab man sich eine Zeitlang der Hoffnung hin, für den Gu߬
eisenrahmen einen Aluminiumrahmen hersteilen zu können. Da
das spezifische Gewicht des Gußeisens mit 7,£0 und das des
Aluminiums mit 2,56 gerechnet wird, so würde eine fast drei¬
malige Gewichtserleichterung des Rahmens, insbesondere bei
Konzertflügeln, angenehm empfunden werden. Nachdem man
von den Eigenschaften des Aluminiums genau unterrichtet
worden ist, hat man von einer Verwendung dieses Metalls
Abstand nehmen müssen, denn weder die Stabilität noch
das Schwindeverhältnis desselben ist dem des Gußeisens
gleichzustellen, und da schwerlich ein anderes Metall
zum Gießen gefunden wird, was so ein geringes Schwinde¬
maß besitzt und dabei so stabil ist, wie Gußeisen, so wollen
wir dem Gußeisenrahmen unsere besondere Aufmerksamkeit
zuwenden.
Das Schwinden des Gußeisens vom flüssigen Zustande bis
zur starren Masse beträgt bei 100 cm nur 1 cm, sodaß der
Quotient des Schwindens, da der Guß von 100 cm auf 99 cm
zurückgeht, (100 : 99) = 1,01 zu rechnen ist. Der Regel nach
wird der erste gegossene Eisenrahmen als Modell zum Formen
für spätere Gußrahmen verwandt, und wir haben daher dieses
Schwindemaß, bei Herstellung des Holzmodells, das zu dem
Formen des ersten Eisenrahmens Verwendung findet, doppelt
zu rechnen. Bei dem doppelten Schwinden des Eisens geht
der Guß von 100 cm auf 98 cm zurück, sodaß der Quotient
auf 1,02 zu stehen kommt. Dieses geringe Schwinden des
Eisens vermag, sobald es beim Entwurf einer Saitenskala nicht
berücksichtigt worden ist, den ganzen Plan der Saitenskala
zu verderben. Es wird dann wohl der Versuch gewagt, die
Saitenskala in die Verhältnisse des Eisenrahmens hinein zu
zwängen, es geht dies jedoch nicht ohne Änderung der Saiten¬
skala ab; auch muß am Eisenmodell, um es für den späteren
Gebrauch herzurichten, gehämmert und gemeißelt werden und
hier und da müssen dann wieder Verstärkungen am Eisen¬
modell vorgenommen werden. All diese Mühe und Arbeit,