Guß eis enr ahm en.
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schon mitgeteilt, durchschnittlich gerechnet, mit 17000 bis
18000 kg angenommen werden. Somit ist die Zugkraft an
einem Piano in einem Zeiträume eines Jahrhunderts nahezu
um das Vierfache gestiegen.
Die Stifte, an denen die Saiten mit ihren Schlingen oder
Ösen befestigt werden, im Pachausdrucke Anhängestifte ge¬
nannt, fanden bei dem Wachstume der Zugkraft in dem Holze
des Anhängestocks keinen gesicherten Halt mehr. Streicher
in Wien versah den Anhängestock auf seiner Oberfläche mit
Eisenblech, sodaß hierdurch die Anhängestifte mehr Wider¬
stand für den Zug der Saiten fanden. Da hierbei der hintere
nicht klingende Saitenteil seine übermäßige Länge beibehielt,
wodurch, bei der größeren Versteifung des Resonanzbodens, die
Saiten zu schwachen Druck auf ihn ausüben konnten, wurde,
um dem Übelstand abzuhelfen, eine Eisenplatte auf den An¬
hängestock geschraubt, an der für Pianinos ein Winkelstück,
Schuh genannt, durch Vernietung befestigt wurde; von dem
Winkelstück kam ein Winkellappen des Schuhes unterwärts
der Sohle der Rast zu liegen und wurde hier mit der Rast
verschraubt. Diese Eisenplatte ragte über den Anhängestock
hinaus, und man war imstande, die Saiten hinter dem Resonanz¬
steg nach Belieben kurz zu halten. Auch diese Einrichtung
brachte einen Übelstand mit sich, der darin bestand, daß der
schwebende Teil der Eisenplatte leicht in Schwingungen geriet,
wobei ein klimpernder Klang entstand, und da außerdem der
Widerstand der Eisenplatte nicht voll genügen wollte, suchte
man sie durch Eisenstützen zu versteifen. Alle Verstärkungen,
insbesondere die durch Eisenverspreizung, die von der Eisen¬
platte aus mit dem Stimmstock verbunden wurden, konnte der
heutigen Zugkraft der Saiten nicht widerstehen. Man fand die
Spreizen nicht selten in ihrer Befestigung gelöst und. aus ihrem
Stand verschoben; erst bei Anwendung des Gußeisenrahmens
erhielt der Bau des Pianoforte seine volle Stabilität. Der
Gußeisenrahmen mit seiner mächtigen Verspreizung ist imstande,
die volle Zugkraft der Saiten auf sich zu nehmen. Wenn bei
der früheren Anhängeplatte stets ein Übergewicht der Zug¬
kraft am Rast erkennbar war, von dem auch der Resonanz¬
boden seinen Anteil bekam, so ist bei dem heutigen Gußeisen-