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Das Pianoforte in seinen akustischen Anlagen.
und wurden so den direkten Sonnenstrahlen ausgesetzt. An
zwölf Resonanztafeln, die ich zu diesem Verfahren ausersehen
hatte, habe ich weder Arbeit noch Mühe gescheut, daß sie zu
jeder Tageszeit in den drei Monaten Juni, Juli und August
stets die senkrecht fallenden Sonnenstrahlen erhielten; dazu
habe ich die Böden vor jeder Nässe, jeder fpuchten Luft zu
schützen gewußt. Die Tafeln waren an ihrer Oberfläche tief
braun von der Sonne gebrannt, und die dicken Harztropfen,
die von der Sonne an die Oberfläche des Holzes gezogen waren,
gaben diesen ein runzeliges Aussehen. Ich kann wohl sagen,
daß ich mir durch diese Behandlungsweise der Resonanzböden
für die Klangwirkung im voraus viel versprochen hatte, leider
hat sich die viele Mühe und Arbeit nicht gelohnt, denn diese
Böden boten in keiner Weise mehr, wie die sonst von trockenem
Holze genommenen. Ein paar Jahre gut unter Dach gelagertes
Holz und so gestapelt, daß es nicht sticken kann, also ge¬
nügenden Luftzug erhält, ist jedem künstlich getrockneten und
sonst präparierten Holze zur Herstellung eines Resonanzbodens
vorzuziehen. Auch zum Lackieren des Resonanzbodens sind
verschiedene Methoden und Lacke angewandt worden, die eine
verbesserte Klangwirkung hervorbringen sollten. Nicht nur
Chemiker von Beruf, sondern auch Gelehrte aus verschiedenen
Ständen haben Lacke unter Geheimhaltung*des Lackierverfahrens
dem Pianofortefabrikanten angeboten und probeweise ausgeführt.
Bis jetzt hat man aber weder durch besondere Lacke noch
durch die Methode des Auftragens oder durch ein vorher¬
gehendes Imprägnieren des Holzes eine besondere Klangwirkung
hervorbringen können.