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Sinn hätte. Und endlich ordnet sich nun erst auch jener
erste Einwand gegen die Kausalität, die Natur sei nur ein¬
mal da, Wiederholungen gleicher Fälle kenne sie nicht, in
das Uebrige ein, den wir im vorigen Abschnitt unerörtert
ließen, weil wir erkannten, daß sich sein Sinn nicht nur
gegen die Kausalität richtet, sondern schlechtweg alles
Naturgesetzliche und Naturnotwendige untergräbt.1) Wir
sehen also tatsächlich, daß sich das Ganze auf die dritte
der von uns zur Erwägung gestellten Interpretationen zu-
spizt. Diese ist daher nicht nur notwendig um gewisse
Aeusserungen nicht als Uebertreibungen erscheinen zu
lassen, wie wir dies vordem zeigten, sondern auch um das
ganze Gefüge der Machschen Gedanken nicht in belang¬
lose und, wie man dann wohl sagen dürfte, unvorsichtige
Aeußerungen zerfallen zu lassen. Umgekehrt werden wir
nun aber auch mit Recht alles darauf ankommen lassen
dürfen, ob sie die Probe besteht oder nicht.
Nun gibt es doch aber offenbar in der Natur wenig¬
stens den Anschein von Notwendigkeit und Gesetz, nämlich
unverbrüchliche Regelmäßigkeiten; sie sind das, aus dem
man das Vorhandensein einer Naturgesetzlichkeit ableitet,
auch dann wenn man über diese außer der Wahrscheinlich¬
keit ihres Daseins nichts aussagen zu können glaubt. Wie
Mach sich dazu verhält, ist daher von größter Bedeutung.
Er sagt: „Unsere Naturwissenschaft besteht in dem
begrifflichen quantitativen Ausdruck der Tatsachen”.2)
Es ist aber ,jeder naturwissenschaftliche Satz ein A 1) -
straktum, welches die Wiederholung gleichartiger
Fälle zur Voraussetzung hat”,3) denn „wenn wir die
Tatsachen in Gedanken nachbilden, so bilden wir niemals
die Tatsachen überhaupt nach, sondern nur nach jener
1) Vgl. Machs eigene Worte: „Unsere Naturwissenschaft be¬
steht in dem begrifflichen quantitativen Ausdruck der Tatsachen. Die
Nachbildungsanweisungen sind die Naturgesetze. In der Ueberzeu-
gung, daß solche Nachbildungsanweisungen überhaupt möglich sind,
liegt das Kausalgesetz“. M. 547.
2) M. 547.
3) M. 549.
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