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als daß in den induktiven Wissenschaften die Erkenntnis
gewissermaßen von unten herauf erarbeitet werden muß,
daß, was heute als wahr gilt, morgen als ein Irrtum ein-
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gesehen werden kann, daß die Induktion der Erkenntnis
sozusagen nur asymptotisch zustrebt ; aber dies ist eine all-
gemein zugestandene Tatsache und hängt durchaus nicht
spezifisch mit der biogenetischen Betrachtung zusammen.
Nun bemüht sich die gewöhnliche Induktionstheorie des
weiteren, festzustellen, was wenigstens augenblicklich
als zureichend zu gelten hat. Aber auch hierin stimmen
die Konsequenzen der Machschen Anpassungsprinzipien
mit ihr überein. Denn nach Mach ist eine Anpassung
doch nur dann zureichend, wenn sie gestattet, die Tatsache
nachzubilden und vorzubilden, d. h. wenn zwischen den
Intentionen des Denkens und den Tatsachen, auf die sie
sich beziehen, Widerspruchslosigkeit herrscht. Nichts
anderes als solche Uebereinstimmung verlangt aber auch
die gewöhnliche Anschauung. Und ebenso könnte die —
als ideale Grenze zu betrachtende — schlechthin zu¬
reichende Anpassung nur die sein, welche überhaupt nie
auf Widersprüche führt, welche allen in ihren Bereich
fallenden bekannten und neu entdeckten Tatsachen ent¬
spricht, — das ist aber wiederum nichts anderes als was
man in der gewöhnlichen Terminologie eine Wahrheit
oder eine Erkenntnis nennt. Und nur eine solche An¬
passung ist auch schlechtweg ökonomisch, denn jede an¬
dere muß vor gewissen Fällen versagen, unzureichend
.sein, das Denken irre leiten, also unökonomisch werden.
Dabei ist dann das Kriterium der Oekonomie überdies erst
das sekundäre, denn erst muß man wissen, ob eine An¬
nahme mit der gesamten Erfahrung übereinstimmt, d. h.
aber nichts anderes, als wissen, ob sie wahr ist, und dann
erst kann man sagen, daß sie auch vorbehaltlos ökono¬
misch ist. Damit ist aber alle gegensätzliche Bedeutung
gegenüber der gewöhnlichen Induktionstheorie aufge¬
geben.
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