Die ersten Werkzeuge.
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ehe die Kenntniss des Menschenleibes so weit fortgeschrit¬
ten war, um als Physiologie unter erklärenden Rückschlüssen
yon der Beschaffenheit, dem Zweck und dem Gehrauchs¬
erfolg des Werkzeuges auf jene Uebereinstimmung mit des
Menschen eigenem Gliederbestand aufmerksam zu werden.
Aus der Mechanik wanderten demzufolge zum Zweck
physiologischer Bestimmungen eine Anzahl von Werkzeug¬
namen nebst ihnen verwandter Bezeichnungen an ihren
Ursprung zurück. Daher spielen in der Mechanik der
Skeletbewegungen Ausdrücke wie Hebel, Charnier,
Schraube, Spirale, Axen, Bänder, Schrauben¬
spindel, Schraubenmutter bei der Beschreibung der
Gelenke eine angesehene Rolle.
Wir können uns, theils um dem etwaigen Vorwurf will¬
kürlich angestellter Vergleiche zu begegnen, theils um dem
Leser einen schlagenden Beleg zu geben von der Einbürgerung
der Sprache der Mechanik auf organischem Gebiete, die wört¬
liche Anführung physiologischer Beweisstellen nicht versagen.
Nach W. Wundt’s Lehrbuch der Physiologie (S. 678 ff.) sind
die Hauptformen der Skeletbewegung: ,,a) Drehung um
eine feste Axe, entweder als Drehung um eine annähernd
horizontale im Gelenk gelegene Axe, oder als Drehung um
eine annähernd verticale, mit der Axe gegen einander be¬
wegter Knochen nahehin parallele oder zusammen fallende
Axe. Erstere Gelenke sind die Gewerb- oder Charnier-
gelenke, letztere die Drehgelenke. Eine wichtige Form des
Gewerbegelenks ist das Schraubencharnier. Ein solches
ist das Ellenbogengelenk, b) Drehung um zwei feste
Axen. Hierher gehören alle diejenigen Gelenke, bei denen
die Oberflächen der Gelenkenden in zwei auf einander senk¬
rechten Richtungen eine erheblich verschiedene Krümmung ha¬
ben. Dabei hat entweder die Oberfläche in diesen beiden
Richtungen eine gleichsinnige Krümmung, und nur der Grad
derselben (der Krümmungshalbmesser) ist verschieden, oder die
Oberfläche ist nach beiden Richtungen in verschiedenem Sinne
KAPP, Phil. d. Technik. r