Die ersten Werkzeuge.
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wir z. B. das uralte Wort mahlen, Mühle, lat. mola, griech.
Das aus dem Alterthum wohlbekannte Verfahren,
die Körner der Brodfrucht zwischen Steinen zu zerreiben,
ist ohne Zweifel einfach genug, um in einer oder der anderen
Form schon für die Urzeit vorausgesetzt zu werden. Den¬
noch ist das Wort, das wir jetzt für eine Werkzeugthätig-
keit gebrauchen, von einer noch einfacheren Anschauung
ausgegangen. Die in dem indoeuropäischen Sprachstamm
sehr verbreitete Wurzel mal oder mar bedeutet „„mit den
Fingern zerreiben““, auch wohl „„mit den Zähnen
zermalmen““. Diese Erscheinung, dass die Werkzeug-
thätigkeit von einer einfachen, älteren "thierischen benannt
wird, ist eine ganz allgemeine und ich weiss sie nicht
anders zu erklären, als daraus, dass die Benennung älter
ist als die Werkzeugthätigkeit, die sie heute bezeichnet,
dass das Wort schon vorhanden war, ehe die Menschen
sich anderer Organe bedienten als der angeborenen natür¬
lichen. Woher hat die Skulptur den Namen? Sculpo ist
eine Nebenform von scalpo und bedeutet anfangs nur das
Kratzen mit den Nägeln.“
„Wir müssen uns hüten, dem Nachdenken bei der
Entstehung des Werkzeugs einen zu grossen Antheil zuzu¬
schreiben. Die Erfindung der ersten höchst einfachen
Werkzeuge geschah gewiss gelegentlich, zufällig, wie so
manche grosse Erfindung der Neuzeit. Sie wurden ohne
Zweifel mehr gefunden als erfunden. Diese Ansicht
hat sich mir besonders aus der Beobachtung gebildet, dass
die Werkzeuge niemals von einer Bearbeitung benannt
sind, sondern immer von der Verrichtung, die sie auszu¬
führen haben. Eine Scheere, eine Säge, eine Hacke sind
Dinge, die scheeren, sägen, hacken. Dieses Sprachgesetz
muss um so auffallender erscheinen, als die Geräthe, die
KAPP, Phil. d. Technik.