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Der Staat.
Die apostolische Botschaft, welche den Leih als einen
Tempel des heiligen Geistes proclamirt hat, wird ihre bis¬
her so fragmentarische Bethätigung durch eine Religion
des Leibes ergänzen und wird alsdann, die Ansprüche
Aller auf die irdische Wirklichkeit mit den Anweisungen
auf das transscendente Jenseits versöhnend, ihre Selbster¬
neuerung und die Erlösung von allem Uebel socialer
Missstände vollziehen.
Die Erkenntniss wird vom leiblichen Selbst aus
höhere Aufschlüsse ertheilen über annoch ungelöste Pro¬
bleme des Wissens, über die Herkunft des Begriffes von
Raum und Zeit, über das Ding an sich in der Vielheit
der Dinge und seine in der Relation zur Entwickelung
des Selbstbewusstseins vor sich gehende stufenweise Ent¬
schleierung.
Die Kunst wird beharrlich fortfahren, in ihrem Ver¬
wachsensein mit def Urheimath alles Schönen, mit der
organischen Idee, das morphologische Grundgesetz zu einer
alle Verhältnisse des Lebens verklärenden Macht zu er¬
heben.
Die Einsicht wird sich befestigen, dass des Menschen
Freiheit nur innerhalb seiner, mit dem Selbstbewusstsein
gleichen Schritt haltenden, Freiheitsfähigkeit möglich ist.
Jedwede andere Richtung als diejenige, welche von der
menschlichen Uranlage angestrebt wird, auferlegt dem Wil¬
len äusseren Zwang und Unfreiheit. Daher wird sich her-
ausstellen, dass nur in dem durch Zucht und Erziehung
vermittelten, bewusst gewollten Einklang mit der inneren
organischen Nothwendigkeit die wahre Freiheit zu finden,
und dass der Mensch, damit er auf sein Werden zu dem,
was er sein soll, auch Werth lege, der selbstthätige freie
Wille nothwendig ist. Ueberhaupt nur innerhalb des mensch-