114
Die innere Architektur der Knochen.
Wolff zeigt ferner, „dass sowohl der Oberschenkel
wie der Krahn durch die Körperlast auf die Biegungs¬
festigkeit beansprucht wird, dass dadurch alle Theilchen
der Seite des grossen Rollhügels (Trochanter major) ausein¬
ander gezerrt, alle Theilchen auf der inneren Gegenseite
(Adductorenseite) zusammengedrückt werden.* Es wird so¬
mit jene die Zugseite, diese die Druckseite des
Oberschenkels genannt werden müssen.“ (Fig. 24.)
„Zerrung und Pressung sind aber nicht die einzigen
Wirkungen der äusseren Kraft, welche einen auf Biegungs¬
fähigkeit beanspruchten Körper belastet. Hier haben die
Theilchen eines jeden Querschnittes das Streben, sich gegen
die Theilchen des benachbarten Querschnittes, und die
Theilchen jedes Längenschnittes das Streben, sich gegen
die des benachbarten Längenschnittes zu verschieben. Die
Kraft, mit der dies geschieht, nennt man die S chub- oder
Scheerkraft, und es wird demnach in jedem Schnitt
noch eine Spannung, die Schubspannung hervorgerufen,
welche der Verschiebung zweier benachbarter Schnitte
gegen einander Widerstand leistet.“
Aus der Beweisführung für das Obige, die in der
Wolff sehen Abhandlung allein gegen dreissig Seiten füllt, hebe
ich schliesslich in der Kürze die folgenden, sehr wichtigen
Resultate heraus: „Nach Culmann „„leistet ein Körper
bei Beseitigung der scheerenden Kräfte dem Zug und
Druck der Last die grössten Widerstände und wird dem¬
nach eine eben so grosse Belastung aushalten können ohne
zusammenzubrechen, als wäre er solide. Mit derselben
erreicht man es durch die zweckmässigste Form, welche
alle Erschütterungen und Oscillationen an der Brücke
möglichst vermeidet, den Materialaufwand und die Kosten
der Brückenträger auf ein Minimum zu reduciren.““