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§. 28.
leuchtende Tunkt längs dieser Visirlinie hin und her bewegen würde, so würde
sich in der Empfindung nichts verändern, als dass das Zerstreuungshild desselben
kleine 'Vergrüsserungen und Verkleinerungen erlitte, welche selbst bei sehr
bedeutendem Wechsel der Entfernung unmerklieh klein sein könnten.
Es lässt sich ferner zeigen, dass auch durch eintretende Accommodation des
Auges für die Nähe der Mittelpunkt der Zerstreuungskreise auf der Netzhaut
seinen Ort nicht merklich verändert. Die darauf bezügliche Rechnung wird am
Ende dieses Paragraphen gegeben werden.
Ein nun zur Anschauung zu bringen, was wir mit einem Auge ohne Hilfe
von Bewegungen des Kopfes und ohne Berücksichtigung der Accominodations-
untersehiede von der Aussenwelt erkennen können, dazu sind namentlich sein-
weit entfernte Gegenstände als Gesichtsobjecte die passendsten Beispiele. Denn
hei sehr weit entfernten Objecten bringen massige Bewegungen unseres Kopfes
keine andere Veränderung des Bildes hervor, als wir auch durch Drehungen
das Auges allein hervorbringen können. Ja, beim Anblick unendlich entfernter
Objecte ist es sogar gleichgültig, ob wir das zweite Auge ebenfalls öffnen, oder
nicht. Denn der Gebrauch des zweiten Auges giebt uns nur dann ein
neues verwertlibares Moment der Empfindung, wenn die in ihm gezogene Visir¬
linie die des ersten Auges irgendwo in einer messbaren Entfernung schneidet.
Wenn beide Linien merklich parallel sind und neben einander in unabsehbare
Entfernung hinauslaufen, so giebt uns das keinen Aufschluss über die wirkliche
Entfernung des leuchtenden Objectes, ausser dem negativen, dass es jenseits
einer gewissen Grenze der Entfernung liegen muss.
Betrachten wir weit entfernte irdische Gegenstände, so kann uns die früher
gewonnene Bekanntschaft mit ihrer wirklichen Form und Entfernung, Farbe u. s. w.
noch mancherlei Hilfe in der Deutung unseres Gesichtsfeldes gewähren. Wollen
wir uns von allen diesen Hilfsmitteln früherer Erinnerung frei machen, so
bietet sich uns ein Object dar, was für diese Untersuchung in ausgesuchter
Weise passt, nämlich der gestirnte Himmel. An dem finden wir Objecte, von
deren Form, Grösse und Entfernung uns durchaus keine frühere Anschauung
unterrichtet hat, für deren Wahrnehmung der Gebrauch beider Augen und die
etwa von uns ausgeführten Bewegungen durchaus nicht weitere sinnliche Momente
gewähren, als ein einzelnes Auge gewähren kann, dessen Ort im Raume unver¬
ändert bleibt.
Unter diesen Umständen erscheinen uns die Objecte, welche in der That
im Raume nach drei Dimensionen vertheilt sind, nur noch nach zwei Dimen¬
sionen ausgebreitet. Wir sind nur noch in>*Stande, die Richtung der Visirlinie
zu erkennen, die zu jedem einzelnen gesehenen Punkte hinführt. Eine solche
Richtung braucht zu ihrer Festsetzung nicht mehr drei Bestimmungsstücke, wie
ein Punkt, sondern nur zwei; wie denn auch die Sterne in ihrer Lage be¬
stimmt werden durch je zwei Winkel, entweder ihre Länge und Breite im
Verhältniss zum Pol und Aequator, oder ihre Rectascension und Declination im
Verhältniss zur Ekliptik.
Eine Raumgrösse von zwei Dimensionen ist eine Fläche; in einer solchen
ist die Lage der Punkte festgestellt durch je zwei Bestimmungsstücke. Wenn