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ZWEITER ABSCHNITT. DIE LEHRE VON DEN GESICHTSEMPFINDUNGEN.
§• -19-
Stelle und Yertheilung der Farben, so weit es möglich ist, zu bezeichnen, will
ich hier die den FnADNHOfER’schcii Linien entsprechenden Farbentöne hersetzen
mit ihren Wellenlängen, letztere ausgedrückt durch Hunderttausendtheile eines
Millimeters :
Linie.
Wellenlänge.
Farbe.
A.
7617
Aeusserstes Roth
B.
6878
Roth.
C.
6564
Grenze des Roth und Orange.
D.
5888
Goldgelb.
E.
5260
Grün.
F.
4843
Cyanblau.
G.
4291
Grenze des Indigo und Violett.
H.
3929
Grenze des Violett.
L.
3824
M.
3741
N.
3532
0.
3383
>Ueberviolett.
P.
3307
r Q.
3243
R.
3108
Da der Unterschied der Farbenempfindung im Auge wie der der Tonhöhe
im Ohre dem Unterschiede in der Schwingungsdauer der erregenden Licht- oder
Tonwellen entspricht, so hat man vielfältig versucht, die Farbenstufen des
Spectrum nach demselben Principe abzutheilen, wie es bei den ganzen und
halben Tönen in der musikalischen Tonleiter geschieht. Newton versuchte es
zuerst. Da er aber noch nicht die Abhängigkeit der Breite, welche die einzelnen
Farben im prismatischen Spectrum einnehmen, von der Natur der brechenden
Substanz kannte, und der damals noch sehr unentwickelten Undulationstheorie
des Lichtes abgeneigt war, so theilte er unmittelbar das Spectrum von Glas-
prisnien, so weit er es kannte, ungefähr zwischen den Linien B und II, in
7 Streifen ein, deren Breite dem Verhältnisse der Intervalle in einer Tonleiter,
, , . 7 . 9 16 10 9 10 16 9 , ,. ,
d.h. den Zahlen- , -, —-, —, —, —, —, proportional war, und unterschied,
o io y o y \ 5 o
diesen sieben Intervallen entsprechend, sieben Hauptfarben, nämlich: Roth, Orange,
Gelb, Grün, Blau, Indigo, Violett. Dass in dieser Reihe zwei Arten des
Blau genannt sind, während Goldgelb, Gelbgrün, Meergrün fehlen, die dem Auge
von den benachbarten Hauptfarben mindestens ebenso gut verschieden erscheinen,
wie Indigo von Cyanblau und Violett, rührt von der auf Seite 230 erwähnten
Eigenthümlichkeit der Brechungsverhältnisse in den durchsichtigen Substanzen
her, vermöge deren in jedem prismatischen Spectrum die brechbareren Farben¬
töne stärker ausgedehnt werden, als die weniger brechbaren. In den Inter-
ferenzspectris, wo die Vertheilung der Farben nur von der Wellenlänge, nicht
von der Natur eines brechenden Medium abhängt, ist der blauviolette Raum
viel schmaler, und würde bei einer ähnlichen Eintheilung nicht in drei Streifen