Die Handhabung der Kamera und die Aufnahme.
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tung herbeiführen lässt. Der Elektromotor ist an die Welle der
Kamera angeschlossen, die *auf eine Umdrehung einen Bildwech¬
sel gibt. Sind die Intervalle verhältnismässig kurz, zählen sie z.
B. nach Sekunden, so lässt man den Motor ständig laufen und
kuppelt ihn durch ein Relais jeweils an die Welle an. Bei langen
Zeitabständen wird der Motor ein- und ausgeschaltet. In diesem
Falle benutzt man das Weckerwerk gleichzeitig dazu, die zur Be¬
leuchtung dienenden Lampen für den Augenblick der 3elichtung
in Gang zu bringen. Der Kinotechnik (II, 5) zufolge wurde dies
einfache Verfahren, das bereits in der dritten Auflage des Hand¬
buchs (1912, S. 340) vorgeschlagen und im Prinzip schon früher
beim Liesegang’schen Autotrop, einem selbsttätigem Lichtbilder¬
apparat benutzt wurde, neuerdings von dem Amerikaner Goer-
gens erfolgreich durchgeführt.
Aufnahmen gezeichneter Vorlagen erfolgen eben¬
falls durch Einzelbelichtung. Von grösster Wichtigkeit ist es dabei,
dass die Blätter Stück für Stück genau registriert werden, damit
die Figuren bei der Wiedergabe nicht hin und herspringen. Man
braucht das mühselige ^Zeichenverfahren nicht nur zur Herstel¬
lung humoristischer Darstellungen, sondern auch für lehrhafte
Filme. So hat Geh. Schulrat Münch mit Hilfe von 20 000 Zeich¬
nungen — eine Arbeit mehrerer Jahre — kinematograpnische
Aufnahmen zustande gebracht, die mathematische Lehrsätze und
den Uebergang mathematischer Figuren in andere veranschau-*
liehen. D ö d e r 1 e i n liess (nach Schweisheimer S. 33, vgl. Li¬
teraturanhang) einen Künstler auf Grund genauer anatomischer
Angaben eine grosse Anzahl Zeichnungen anfertigen, welche
die dem Auge unzugänglichen inneren Bewegungsvorgänge bei
der Geburt in den einzelnen Phasen darstellen, um dann diese
Bilder auf den Film zu übertragen. In gleicher Weise hat man le¬
bende Wetterkarten und taktische Filme hergestellt. Reicher
nahm eine Reihe von 1235 Hirnschnitten auf das Filmbänd auf.
Zur Herstellung solcher Reihenaufnahmen von Schnitten ersann
Wi 1 h. Löw eine zwangläufige Verbindung zwischen Kamera
und Mikrotom (D.R.P. 302 700, 1913).
„ Die Handhabung der Kamera und die Aufnahme.
Das erste' Gebot bei kinematographischen Aufnahmen ist
gleichmässiges Drehen der Kurbel. Der Anfänger neigt
dazu, unregelmässig zu drehen, derart dass er jedesmal in dem
Augenblick, wo die Kurbel am tiefsten steht, die Geschwindigkeit
verlangsamt. Die Folge davon sind ungleichmässige Belichtun¬
gen und Helligkeitsschwankungen in den Bildern. Man stelle sich
so auf, dass man die Kurbel gut zur Hand hat. Anfänger begehen
ferner, um Film zu sparen, leicht den Fehler, dass sie — wie Dr.
Weiser hervorhebt — zu langsam kurbeln, sowie dass sie die