Die Verfahren zur Wiedergabe.
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Seite verschiebt, wobei die einzelnen Bilder nacheinander zum
Vorschein kommen. Derartige Rasterbilder (der auf ein Film¬
stück kopierte Raster war seitlich bewegbar vor dem Bilde be¬
festigt) kamen unter der Bezeichnung „Moveograph. The life por¬
trait“ in den Handel; der Bewegungseindruck war überraschend.
(Abbildungen in der Photogr. Industrie 1915, S. 226; 1916 S. 584,
585.)
Das Lebensrad, die älteste stroboskopische Wiedergabe¬
vorrichtung, die wir besitzen, zeichnet s ch dadurch aus, dass die
Bilder, deren Zahl (wenn man nicht eine sehr grosse Scheibe neh¬
men w ill), beschränkt ist, im Rundlauf immer wieder aufs neue
vors Auge gebracht werden. Wenn also die letzte Phase in der
ersten ihre natürliche Fortsetzung findet, so erhält man den
Eindruck einer ununterbrochen dortgehenden Bewegung. Für das
Studium kurzer Bewegungsvorgänge ist
diese ständige Wiederholung sehr vor-
teilhaft. Das Lebensrad besteht in sei¬
ner ursprünglichen Form aus einer run¬
den Pappscheibe, die nach dem Rande
zu in gleichmässigen Abständen schlitz-
ardge Oeffnungen besitzt; darunter sind
Bilder einer und derselben Figur ge¬
zeichnet, die sie in verschiedenen, auf¬
einanderfolgenden Momenten einer Be¬
wegung darstel en, z. B. einen seilchen-
springenden Jungen. Die Scheibe ist um
eine wagerechte Achse drehbar und
wird mit der Bildseite gegen einen Spiegel gehalten. Wenn man
nun die Scheibe in rasche Umdrehung versetzt und durch die
Schlitze hindurch gegen den Spiegel blickt, so fallen die im Spiegel
bei jedem Aufblitzen sich zeigenden Bilder rasch nacheinander
auf dieselbe Stelle der Netzhaut, um dort den Bewegungsèindruck
hervorzurufen. Abb. 39 zeigt eine an¬
dere Form des Lebensrades, die des
Spiegels nicht bedarf, indem hier für
Bilder und Schlitze besondere Scheiben
vorgesehen sind. M a r e y hat sich des
Lebensrades zur Synthese seiner Rei¬
henaufnahmen des Vogelfluges bedient
(vgl. Abb. 40, die aus seinem Werke
Le vol des oiseaux, Paris 1890, S. 165,
entnommen ist). Ferner sei erwähnt, dass
sich im Anhänge von Boys* „Seifen¬
blasen“ (2. Aufl. Leipzig 1913) die Bild¬
vorlage zur Herstellung eines Lebens-
Abb. 39. Lebensrad. rades von 34 cm Durchmesser befindet
Abb. 38. Lebensrad,