Sitten und Gebräuche
Phonetik.
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oceanographischen Forschungen, die er nachts mittels elektri¬
scher Scheinwerfer vornahm, dass die mannigfachsten Seetiere
von der seltsamsten Gestalt, Fische, Cephalopoden usw. auf die
Lichtquelle zuschwammen. Die Tiere konnten nicht alle mit
blossem Auge verfolgt werden, weil ihre Bewegungen zu schnell
waren oder weil sie zu klein waren und auch nicht gefangen wer¬
den konnten. In solchem Falle wäre wiederum die kinematogra-
phische Aufnahme von grossem Nutzen. Zudem bietet die ver-
grösserte Projektion ein ausgezeichnetes Mittel zur wissenschaft¬
lichen Bestimmung einer Gattung von Seetieren.
In Nordamerika haben die Gebrüder G. und E. Williamson
(1916—1917) zur Ausübung der Untersee-Kinematographie ein
besonderes Boot gebaut. Es ist 13 m lang*;, 4 m breit und besitzt
eine 2x3 m grosse Oeffnung, die nach unten trichterartig in ein
breites, aus Stahlschuppen gefertigtes Rohr übergeht. Das Rohr,
welches mit einem starken Gummigewebe umschlossen und
durch Eisenringe eingefasst ist und sich mittels einer hydrau-
lichen Maschine verlängern und verkürzen lässt, mündet unten
in eine 2 qm grosse, 4050 kg schwere Kammer, worin 2 Per¬
sonen Platz finden. Zwei Glasscheiben von 2 m Durchmesser
und 4 cm Dicke gestatten den freien Ausblick; 9 in der Kammer
angebrachte elektrische Lampen von je 2400 Kerzen besorgen
die Beleuchtung der Umgebung. Die ersten Versuche wurden
in den Gewässern von Norfolk und später bei den Bahama-Inseln
gemacht. Es werden Aufnahmen von Fischen, Krustazeen, Al¬
gen, Korallen usw. gewonnen.
G. Anwendung der Kinematographie in der'
Phonetik. Man hat die Kinematographie sowohl zur Wieder¬
gabe der äusseren Teile, die bei der Hervorbringung der Stimme
mitwirken, benutzt, als auch zur Wiedergabe der die Stimme er¬
zeugenden Apparate. D e m e n y, der wackere Gehilfe Mareys,
dem so viele Fortschritte auf dem Gebiet der kinematographi-
schen Technik und der wissenschaftlichen Kinematographie zu
verdanken sind, nahm die Mundbewegungen verschiedener Per¬
sonen, während sie sprachen, auf. Auf diese Weise,wurde eine
eingehende Analyse des Sprechens ermöglicht, besonders soweit
es die Bewegungen der Lippen und im allgemeinen der Gesichts¬
muskeln betrifft, die ja auch in Beziehung zur Mimik stehen.
Abb. 136 zeigt >die Reihenaufnahme eines Mannes, der die
Worte ausspricht „Je vous aime.“ Diese Aufnahme, die als
lebendes Lichtbild von Schülern einer Taubstummenanstalt rich¬
tig „gelesen“ werden konnte, ist in historischer Hinsicht interes¬
sant, insofern als sie, aus dem Jahre 1891 stammend, zu den
ersten schwierigen Versuchen zählt.
Schon vor langer Zeit haben viele Autoren (Czermack,
Stein, Franck, Wagner, Brown, Blucke, J. Cadett,