Das Kolorieren.
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Immer ist zu beachten, dass Tonung und Färbung den photogra¬
phischen Charakter je nach dem Verfahren, der Farbe und
Färbung verändern. Man muss auf diese Nachbehandlung daher
schon beim Kopieren und Entwickeln Rücksicht nehmen. Im all¬
gemeinen sind dünne und klare Kopien erforderlich. Stärke und
Färbung der Lichtquelle des Projektionsapparates sind gege¬
benenfalls zu berücksichtigen.
Das Kolorieren.
Bei wissenschaftlichen Arbeiten ist vielfach die Wiedergabe
der Farbe von grosser Bedeutung. Es gilt dies namentlich von
medizinischen Filmen: man denke nur an chirurgische Aufnah¬
men oder gar solche von Hautkrankheiten, bei denen die Farbe
unentbehrlich ist. Solange nun kein einfaches, allgemein anwend¬
bares Naturfarbenverfahren zur Verfügung steht, muss man sich
mit dem Kolorieren der Filme behelfen. Die Technik ist die
gleiche wie beim Kolorieren von Diapositiven ; sie ist keines¬
wegs schwierig, verlangt nur einiges Geschick und Uebung.
Der Anfänger muss vor allem das Zusammenwirken der ein¬
zelnen Farben, nebeneinander und übereinander (oder in
Mischung), zu erfassen sich bemühen. Man benutzt' Wasser¬
farben (Teerfarben), und zwar muss sich die Auswahl auf halt¬
bare und mit einander verträgliche Farben beschränken. Am be¬
quemsten nimmt man die im Handel erhältlichen Zusammenstel¬
lungen, \\ ie sie Keilitz, Günther Wagner und M. Petzold heraus¬
gebracht haben. Petzold arbeitet mit nur 3 Farben, rot, blau und
gelb, durch deren Mischung sich alle Töne erzielen lassen.
Das Mischen besorgt man auf einer Palette; doch kann man
u. U. auch in der Weise Vorgehen, dass man die Einzelfarben
nacheinander auf die Bildstelle bringt. Durch nachträgliches Auf¬
trägen einer anderen Farbe nimmt man vor allem Korrekturen
vor. Das Aufträgen geschieht mit einem feinen, weichen Pinsel,
wie ihn die Photographen zu feinen Retuschierarbeiten benutzen.
Wenn nötig nimmt man eine Lupe zu Hilfe. Gilt es eine grössere
Fläche glcichmässig anzulegen, so feuchtet man diese vorher
mit einem breiteren Pinsel an, da die Gelatine sonst die Farbe
zu rasch aufsaugt und ein gleichmässiges Verteilen des Auftra¬
ges verhindert. Anfänger machen durchweg den Fehler, dass sie
die Farben in viel zu starken Lösungen anwenden. Man benutze
nur ganz verdünnte Lösungen, wenn man diese auch mehrmals
auftragen muss, um die gewünschte Kraft zu erzielen. Noch ein
Rat ist manchem Anfänger zu erteilen : nicht darauf auszugehen,
alles anzupinseln, vielmehr bestrebt zu sein, auch rein weisse
Stellen zu belassen. Gerade durch das Weiss wird die Farb¬
wirkung gehoben.