Der schwerentflammbare Film.
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wieder auf das ursprüngliche Mass zusammen; aber man bedarf
eben doch besonderer Massnahmen, die Sondervorrichtungen und
Zeit und damit auch Geld kosten.
Wo es aber darauf ankommt, in nicht für die Vorführung
besonders hergerichteten Räumen, oder mit einem Personal zu
arbeiten, das seltener mit Filmvorführungen beschäftigt ist, ist
der schwerentflammbare Film durchaus am Platze und bietet ein
Gefühl der Sicherheit, welches u. U. sehr wertvoll sein kann.
In solchen Fällen wird auch die Ffaltbarkeit des Film nicht bis
auf seine äusserste Grenze beansprucht werden, so dass die ge¬
ringere Haltbarkeit des schwerentflammbaren Film genügt.
Der Grundstoff des schwerentflammbaren Film ist das Zellit;
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eine Substanz, welche chemisch der Nitrozellulose auch nahe
steht. Sie entsteht durch Einwirknug von ’Essigsäureanhydrit auf
Baumwollzellulose ; man erhält Acetylzellulose, woraus durch Zu¬
fügung von Kampher oder von Kampherersatzmitteln das Zellit
bereitet wird. Während Nitrozellose explosionsartig verbrennt,
wenn sie entzündet wird, hat die Acetylzellulose kaum eine grö¬
ßere Verbrennungstendenz als Kautschuk oder Papier. Durch
Zusätze — z. B. von Triphenylphosphat — kann die Verbrennlich¬
keit noch weiter herabgesetzt werden. Damit kompensiert man
deshalb auch die Erhöhung der Verbrennlichkeit der Acetylzellu«
lose im Zellit infolge des Zusatzes des leichtverbrennlichen Kam-
phers.
. Das Handbuch der praktischen K.ie teilt im Abschnitt über
die Feuersgefahr bei kinematographischen Vorführungen aus¬
führlich mit, welche Massnahmen zu treffen sind, damit man in
Fällen, wo der schwerentflammbare Film nicht verwandt wird,
gefahrlos arbeiten kann. Hier sei nur noch erwähnt, dass der
schwerentflammbare Film, wenn er im Bildfenster stehen bleibt,
durch die Strahlen der Lampe nicht entzündet wird, sondern nur
zusammenschmilzt, wobei ein leichter Rauch von brenzlichem
Geruch aufsteigt; irgend eine Gefahr ist damit nicht vèrbunden.
Man hat auch zahlreiche Versuche gemacht, Positivbilder
auf Metallbändern oder anderen schwer oder nicht entzündbaren
Materialien anzubringen. Häufig sind Gelatine und Gelatinekom¬
positionen vorgeschlagen oder versuchsweise verwendet wor¬
den. Aber bislang hat es noch keiner dieser Vorschläge zu irgend
beachtlicher Bedeutung gebracht. In absehbarer Zeit wird der
Zelluloidfilm nicht von seiner beherrschenden Stellung zu wei¬
chen haben und auch nur der Zellitfilm, oder diesem gleichar¬
tige Erzeugnisse, haben einige Aussicht auf gelegentliche An¬
wendung.