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Die Kinematographie in natürlichen Farben.
müsse man entweder dem Rotfilter die doppelte Dichte geben
oder aber die beiden andern Filter derart in das benachbarte
Spektrum übergreifen lassen, dass gewisse Komplementärfarben
für Rot in verstärktem Masse zur Geltung kommen.
Unter den mancherlei sonstigen Vorschlägen ist noch „ein
solcher von Friese-Greene zu erwähnen (Brit. Pat. Nr. 4774,
1912). Dieser will eine brauchbare Wiedergabe der Farben in
der Weise erreichen, dass er einen panchromatischen Film be¬
nutzt, der besonders empfindlich für Orangerot urld das äusserste
sichtbare Rot ist. Darauf belichtet er nun (zeitlich getrennt oder
gleichzeitig) die Teilbilder nach dem Zwei- oder Dreifarben-
Verfahren, wobei er aber die „Grünaufnahme“ ohne Filter macht,
während in der Projektion für das betreffende Bild ein Grün¬
filter benutzt wird.
Bei der praktischen Durchführung der Naturfarbe n - Kinema¬
tographie spielt eine wichtige Rolle die Frage: auf welche Weise
lässt sich erfolgreich die störende Wirkung der Parallaxe beseiti¬
gen? — Christensen und Gaumont ordneten, wie wir hörten,
die Objektive dicht übereinander an ; letzterer schuf sich dadurch
noch einen Vorteil, dass er die Bildhöhe und damit also auch
den Abstand der Objektivachsen verkleinerte. E. Maurich will
durch eine Anordnung der Objektive in Kleeblattform die Pa¬
rallaxe verringern. Das Filmband nimmt dabei zwei Bilder neben¬
einander auf, während das dritte Bild allein in der Mitte darüber
sitzt. Oder zwei Bilder kommen jeweils übereinander auf die
eine Seite und das dritte allein in die Mitte daneben, ln beiden
Fällen bleibt ein Stück Film unbenutzt. Die Fortschaltung des
Bandes hat um zwei Bildhöhen zu geschehen. Nach seinem D. R.
Pat. Nr. 264 085 sieht er auch eine (natürlich technisch schwieri¬
gere) Fortschaltung um jeweils drei Bildhöhen vor, wobei drei
Plätze frei bleibeft, die bei einem zweiten Durchlauf des Bandes
für eine andere Aufnahme belichtet werden sollen. P. Ulysse
benutzt ebenfalls die Dreieckstellung der Objektive; er kommt
aber mit einer sprungweisen Weiterbewegung um eine Bildhöhe
aus. Sein Film nimmt nämlich drei Bilder nebeneinander auf;
die drei zu einer Gruppe gehörenden Teilbilder verteilen sich
aber derart, dass das mittlere stets eine „Zeile“ tiefer sitzt als
die beiden anderen. Endlich finden wir die Kleebiattanordnung
der Objektive in dem brit. Patent Nr. 8207, 1912 von Fulton
und Baker, dessen wesentlicher Inhalt allerdings darauf hin¬
ausgeht, dass die Projektion der Filmbilder im reflektierten Licht
geschehen soll.
Will man die Parallaxe völlig ausschalten, so muss man
das bei der subtraktiven Methode schon erwähnte Prinzip an¬
wenden, das darauf hinausläuft, mit einem einzigen Objektiv zu ar¬
beiten. Man verfährt dabei in der Weise, dass man den abbildenden