Kinematographen mit optischem Ausgleich.
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jeweils mitten zwischen dem zugehörigen Bild und der Trommel¬
mitte sitzen. Da nun das Spiegelbild ebensoweit hinter dem Spie¬
gel liegt, wie der Gegenstand sich vor dem Spiegel befindet,
so fallen hier die Spiegelbilder in die Mitte der Trommel und
sie werden daher dem Beschauer, der direkt in die Spiegel hin¬
einblickt (Schlitze gibt es hier nicht), ruhend erscheinen. Zudem
gehen die Bilder ohne Unterbrechung eines in das andere über;
denn das bei der Bewegung an einem Bilde verschwindende
Stück wird vom nächsten Spiegel durch das entsprechende Stück
des folgenden Bildes ergänzt. Reynaud hat später seinen Apparat
zu einer Projektionsvorrichtung, dem Praxinoskop-Theater, aus¬
gebaut; ja er sah dabei 1889 die Anwendung von Bildbändern
vor. Auch dem kleinen Vierbilderapparat „Toupie-Fantoche“ von
Reynaud (La Nature 10, 71, 1882 II), der mit einer Spiegelpyra¬
mide ausgestattet war, lag das gleiche Prinzip zugrunde.
Die Einführung der Spiegeltrommel beim Kinematograph
wurde von Prof. Mus ge r vorgeschlagen (D.R.P. Nr. 180 944
vom 8. Dez. 1905). Musger lässt den Film an der Belichtungsstelle
in wagerechter Richtung laufen; er führt ihn von der Spulev in
gleichmässiger Bewegung über die Trommeln w und f zur Spule
a. Das den Ausgleich bewirkende Spiegelpolygon S befindet sich
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Abb. 84. Musgers Kinematograph mit Spiegeltrommel
oberhalb des Objektivs O. Nach diesem Prinzip hat späterhin
H. Leh mann eine Aufnahmekamera ausgearbeitet, die von
der Firma Ernemann unter der Bezeichnung „Zeitlupe“ herge¬
stellt wird. Lehmann ordnete oberhalb der Spiegeltrommel unter
45° einen feststehenden Spiegel f (Abb. 85) an, sodass die Licht¬
strahlen zweimal gespiegelt werden; dadurch wird die Seitenver-