bildenden Momente, die sich überhaupt im bisherigen
einzeln herausheben ließen. Die Innendynamik ruft eine
umfassende Raumbeziehung hervor. Erleben wir ein Wirken
und Ineinanderdrängen von Kräften, so erleben wir rein psychisch
auch ein „Irgendwo“, worin sich dies abspielt.
Selbst beim deutlichsten der übrigen Momente, bei der Ab¬
steckung von Intervallen, kann man sich sehr klar vergegenwär¬
tigen, daß es nicht das Gleiche ist, ob man das einzelne Intervall
als Bauelement oder bewegte Musik betrachtet. Trotzdem das
räumliche Moment schon beim Vergleich zweier ruhender Töne
eindringt, nimmt es seinen entscheidenden Ausgang erst davon,
daß ein primäres Bewegungserlebnis sich in Tönen und Intervallen
äußert und von seiner Raumausstrahlung etwas in ihre Wirkung
ausgießt. Das ist wesentlicher als die Ausmessung, die zwischen
den ruhenden Intervalltönen eintritt1) ; man kann dies sogar schon
beim Einzelintervall erkennen, indem das Raumgefühl stärker
beim Nacheinander als beim gleichzeitigen Zusammenklang beider
Töne durchdringt, — ein Beweis, daß Bewegung für sich einen
räumlichen Eindruck fördert2). Dieser entsteht selbst bei Gleich-
*) Es erübrigt sich wohl die Bemerkung, daß dies nichts mit größerer
oder geringerer Genauigkeit in der Tonfixierung, mit der Gehörschärfe zu
tun hat. Zudem beruht diese keineswegs nur im räumlichen Eindruck, der
beim Vergleichen zweier Töne mit eindringt, sondern im rein musikalischen
Sondereindruck jeder gleichzeitigen oder nachzeitigen Tonzusammen¬
stellung. Ohne Zweifel vermag der räumliche Begleiteindruck die Tonfixie¬
rung erheblich zu unterstützen, aber „Intervall“ bedeutet nicht, wie das
Wort sagt, bloß Raum, sondern Vermischung eines Raumgefühls mit
den Klangeindrücken. Intervall ist schließlich ein musikalischer und kein
geometrischer Begriff, und Schärfung der musikalischen Klarheit bedeutet
nicht Verdrängung des musikalischen Moments durch ein anschauliches.
Das erkennt man auch, wenn man sich über die Maßeinheit besinnt: es
ist keine Länge, immer nur das kleinste Intervall (Halbton); die Vor¬
stellung greift nicht zu Zentimeter oder Millimeter. Auch bei der Maß-
Einheit fehlt also die wirkliche Übertragung in räumliche Maßvorstellung,
d. h. schon beim Versuch, sie zu vergegenwärtigen, zerrinnt sie zum Wesens¬
fremden. Das gibt zu denken: auch wenn man abstecken will, sträubt
man sich gegen die Vorstellung, daß die Absteckungseinheit räumlich sei.
2) Mit Recht behauptet G. Révész (a. a. O. S. 102), daß die Raumsymbo¬
lik, der Eindruck der Tondistanz, beim Zusammenklang sehr gegenüber
dem sukzessiven Intervall zurücktritt. Zweifellos ist das um so mehr der
Fall, wenn der Zusammenklangs-, der Einheitseindruck gegenüber dem
Doppeltoneindruck überwiegt. — Révész (S. 123f.) bestreitet sogar, daß
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