darstellen, ist aber diesem erst vorwegzunehmen. Der Raumbegriff
ist sogar schon beim einzelnen Ton eingedrungen, indem man ihn
von den Nachbartönen abgrenzt: jede Abgrenzung ist schon eine
Raumvorstellung, ebenso ist jeder Akkord ein abgegrenztes Ganzes
usw. Doch dadurch tritt die Raumvorstellung noch kaum hervor,
erst ausdrücklicher Denkhinweis leitet dahin. Halbwegs und doch
noch dunkel dringt sie beim Einzelton auch dadurch ein, daß man
ihn wie allen Klang schon als Materie empfindet: auch jede Materie
ist an räumliche Vorstellung gebunden: aber auch damit schwingt
diese nur sehr unklar und sogleich auch widerspruchsvoll ein.
Stärker hingegen macht sich beim Einzelton die Raumempfindung
darin geltend, daß man ihn als „hoch“ oder „tief“ empfindet,
ihm also von vornherein eine Stellung in einem allgemein durch die
„Weite“ aber Musik hindurch angenommenen Raum zuweist.
In allen Sprachen, auch bei exotischen Völkern, ist die musika¬
lische Terminologie von räumlichen Ausdrücken durchsetzt. Dabei
finden sich aber auch Ausdrücke wie „sclrwer“ für die tiefen Töne
(griechisch ßaqv, im mittelalterlichen Latein gravis, französisch
„grave“ usw.), „leicht“ für die hohen (lateinisch „levis“), die sich
auch als „spitz“ und „scharf“ bezeichnet finden; daran gemahnt
auch der ältere deutsche Ausdruck „grob“ für tief. Die Griechen,
romanische und slawische Sprachen bezeichnen hohe Töne als spitz
und scharf (lateinisch „acutus“, französisch „aigu“); dies und
Bezeichnungen wie „leise“ für die tiefen Töne (englisch „low“)
und ähnliche halten sich unmittelbar an die (durch die Schwin¬
gungen hervorgerufene) Intensitätsempfindung unter Umgehung
von Raum- oder Masse-Eindrücken.
Doch bleibt wohl schwer zu entscheiden, wieweit Höhe- und Tiefe-
Empfindung selbst erst Resultate der Schwere-Empfindung darstel¬
len, also auch einer Energieform, die sich mit der Materie-Empfindung
verknüpft; denn man empfindet tiefe Töne massiger. Der Eindruck
kleinerer „Ausdehnung“ entsteht bei Tönen mit kleineren schwin¬
genden Saiten, so daß auch hier vielleicht noch physikalische Er¬
scheinungen in, den Toneindruck hereinspielen, der sonst schon dies¬
seits jener Scheide liegt, die Reizursache und Reizempfindung trennt.
Dazu kommen noch die Vorstellungen des Hellen und Dunklen,
die sich mit Höhe und Tiefe verknüpfen, und zwar schon von
der Außenwelt her; solche Eindrücke sind daher assoziativ (d. h.
„beigesellt“), sie gehören nicht ursprünglich dem Tonreiz an, wer-