84
J. B. Rieffert,
reihe diejenigen Fähigkeiten, die den Prüfling befähigen, die Morse¬
zeichen zu erlernen.
Ich selbst habe diese Lernreihe in meiner Funkerprüfung im
wesentlichen übernommen und durch eine weitere komplexe Reihe
zur Prüfung der Wahrnehmung yon Tonrhythmen nach der Herstellungs¬
methode ergänzt. Dazu kommt insbesondere die Prüfung der Hör¬
schärfe, der Unterschiedsempfindlichkeit für Tonintensitäten, eine
Untersuchung auf das Vorhandensein von Tonlücken und eine Prüfung
des Gedächtnisses für Klangfarben.
Die Eignungsprüfung für Richtkanoniere von Goldschmidt
erstreckt sich auf eine Mannigfaltigkeit von Einzelfunktionen, die für
das Richten wesentlich sind.
Nach dieser etwas trockenen Aufzählung werde ich zu den
methodologischen Fragen das, was die in Betracht kommenden
Untersuchungen im wesentlichen dazu bieten, vortragen.
Die erste methodologische Frage der Psychotechnik der Eig¬
nungsprüfung ist die Analyse der psychischen Vorgänge einer Berufs¬
handlung.
Daß eine Analyse erforderlich sei, ist die übereinstimmende
Meinung aller Forscher auf diesem Gebiet, und tatsächlich führen sie
auch alle solche Analysen aus.
Treffend bemerkt dazu Benary: „Es ist wesentlich, daß man
die Vorstellung, die sich der Prüfungsleiter von der geistigen Leistung
der Geprüften macht, einsehen kann, so daß deutlich wird, wie sich
die Beurteilung erklärt.“
Die Meinungen gehen jedoch darüber auseinander, wieweit die
Analyse zu treiben sei.
Auch sind die Methoden verschieden, nach denen die Analyse
gewonnen wird.
Folgende Wege sind bei der Analyse eingeschlagen worden:
1. Die Analyse der psychischen Ursachen von Fliegerunfällen
(Schönleber, Selz).
2. Die Analyse der Ausfallerscheinungen bei erschöpften Fliegern
(Hirsch).
3. Die Analyse der normalen Leistung auf Grund von Selbst¬
erfahrungen des Versuchsleiters (Benary u. a.).
4. Dieselbe auf Grund von Beobachtungen der Berufstätigkeit
an anderen (mehr oder weniger bei allen Forschern).