76
W. Poppelreuter.
• «
4. Begutachtungs- und Ubungswerkstätte, 5. Berufs¬
beratung, 6. Hirnverletztenforschung.
Der von mir erstmalig Januar 1915 in dieser Vollständigkeit in
Köln begründeten, heute nach Bonn verlegten Station sind haupt¬
sächlich, als jetzt noch voll tätige, gefolgt die in Frankfurt (Gold¬
stein u. Gelb), München (Isserlin), Königsberg (Reichmann u.
Kutczinski), Halle a. S. (Pfeifer u. Giese).
Man kann sagen, daß die theoretische und praktische Psychologie
das Band ist, das die an sich recht heterogenen Glieder des Hirn-
verletzten-Institutes zusammenhält. Raum- und Zeitmangel zwingt mich,
an die Stelle eines Referates über die einzelnen Veröffentlichungen
eine sachliche Zusammenstellung zu geben und weiterhin von den
beiden Fragen: a) Was hat die Psychologie der Klinik helfen können,
b) Was hat umgekehrt die Psychopathologie der Psychologie wieder¬
gegeben, nur jene genau zu behandeln.
1. Die psychologische Methodik, angewandt auf die
klinische Diagnostik der lokalisiertenAusfallserschei-
n u n g e n.
Die Klinik ist in der Regel früher mit grober Behelfsmethodik
ausgekommen. Einerseits, weil die schweren Fälle, entsprechend dem
Überwiegen der nichttraumatischen Ursachen, der Apoplexien, Er¬
weichungen, Tumoren, Lues, das Hauptkontingent stellten, und ferner
auch, weil die schweren an den Ausfall herangehenden Fälle der
früher hauptsächlich auf die anatomische Fragestellung aufgebauten
Theorie besser zu genügen schienen. Das Bedürfnis, bei chirurgisch
gesicherten Hirnverletzungen, die nach der klinischen Untersuchungs¬
technik teils als „symptomlos“, teils als „restituiert“, teils als nur
„gering“ beurteilt werden mußten, greifbarere neurologische Befunde
zu erheben, zwang von selbst zum psychologischen Experiment. Nach
dem Typus: experimentelle Isolierung, Erschwerung und
Messung einer Leistung, deren Störung man nach der
Lokalisation der Verletzung vermuten muß, bzw. die
kurz nach der Verletzung greifbar gestört war.
Beispiele: Psychophysische Schwellenmethode zur Diagnose von
geringen Herabsetzungen der Sensibilität. — Dynamometrisch-ergo -
graphische Kurven zur Diagnose leichtester Lähmungen. — Tachisto-
skopische Funktionsprüfungen von Gesichtsfelddefekten und deren
qualitative Sonderung. — Tachistoskopisches Bildererkennen zur Auf¬
deckung leichter optischer Agnosien.
2. Die psychologische Methodik, angewandt auf die