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Nik. Bernstein
vollkommen entsprechen, jedoch nur für eine begrenzte Anzahl von
Bewegungsfällen, und zwar für die lokomotorischen Bewegungen.
Tatsächlich gibt uns eine ununterbrochene Umstellung der Ver¬
suchsperson im Sehfeld der Photokamera die Möglichkeit, die
aufeinanderfolgenden Bewegungsphasen auf immer neuen Teilen
der lichtempfindlichen Fläche zu fixieren. In allen übrigen Fällen,
wo die Bewegung aus einer Reihe cyclisch sich wiederholender
Episoden besteht, werden der Lichteinwirkung unumgänglich
immer ein und dieselben Stellen der lichtempfindlichen Platte
unterworfen, was nach ein bis zwei Bewegungsperioden einen
nunmehr gänzlich unlesbaren Knäuel von Lichtspuren ergibt.
Vollkommen natürlich ist daher ein Versuch, die Zahl der
Anwendungsfälle einer portativen und präzisen Methode der
Fig. 30S. Gesamtansicht der kymocyclographischen Einrichtung.
Cyclographie durch irgendeinen Kunstgriff zu vergrößern. Da die
lokomotorischen Bewegungen sich besser als die cyclischen zur
Registration eignen, so ist es klar, daß ein Versuch der Verwandlung
aller anderen Bewegungsarten in lokomotorische für Registrations-
zwecke erwünscht wäre. Es ist dabei begreiflich, daß der Effekt
der Photoregistration ein und derselbe sein wird, wenn wir die
Versuchsperson in Bezug auf die optische Achse des Objektivs
bei unbeweglicher lichtempfindlicher Fläche umstellen oder wenn
wir die lichtempfindliche Fläche selbst bei stillstehender Versuchs¬
person regelmäßig hinsichtlich derselben Achse verschieben1).
Diese Methode aber wird uns die Registration der beliebigen
1) P. J. Marey: Compt. rend. 111. 626 (1890). Daselbst finden wir den
ersten Vorboten der weiter vorgesehlagenen Konstruktion, noch undifferenziert
vom Kinoprinzip. Vgl. noch G. TFeiss: Erg. d. Physiol. 5. 289 (1906).