Aus dem Museum.
IV.
lieber die Schwierigkeiten des demonstrativen
Unterrichts und seine Hilfsmittel, insonderheit
über einen neuen Universal-Projektionsapparat.
Von
Prof. Dr. C. Kaiserling-,
Kustos am Pathologischen Museum.
(Mit 9 Figuren im Text.)
Ls gibt wohl kaum einen Zweig des medizinischen Unterrichtes, der
ohne Demonstrationen erfolgreich gedeihen könnte. Wenn schon das
gesprochene Wort in den Vorlesungen eine viel lebendigere Wirkung, ein
festeres Haften beim Hörer bedingt, als die Lektüre eines Lehrbuches,
so ist das noch viel mehr der Fall, wenn die Illustrationen durch die
Originalpräparate ersetzt werden. Nur an ihnen kann der Student sich
die richtige Raumvorstellung, die Farbe, Konsistenz usw. einprägen.
Darüber dürften sich alle massgebenden Faktoren einig sein, nur über
das „Wie“ gehen die Meinungen auseinander. Demonstrationen sind aber
nicht nur Illustrationen zum mündlichen Vortrage, sie sind auch ein
Mittel, „Sehen“ zu lernen. Es war eine der ständigen Klagen Rudolf
Virchows, dass wir, d. h. seine Hörer, nicht sehen könnten und lernten.
Was er eigentlich damit wollte, haben „wir“ nie so recht verstanden,
bis mir ein kleines Erlebnis den ersten Einblick in dies Dunkel gab.
Wie das gewöhnlich geschah, hatte sich der Meister im Examen wieder
einmal genugsam geärgert, und seine Gedanken weilten noch immer bei
dem eben Erlebten, als er zu einer anthropologischen Messung in Castans
Panoptikum ging und mich als Protokollführer — ich arbeitete damals
gerade im Institute an meiner Dissertation — mitnahm. Er begann zu
erzählen, wie wenig die „Leute“ sehen könnten und meinten durch Aus¬
wendiglernen von Heften und unverdauten Büchern die eigene Ueber-