III. Teil. Allgemeine Regeln.
131
Vorhang leicht zu neigen. Man darf nie vergessen, daß die Verhältnisse im
Projektionssaale anders liegen, als bei einer photographischen Aufnahme.
Während bei letzterer, zumal wenn es sich um Architekturaufnahmen handelt,
schon leichte Schrägstellung der Kamera sich unangenehm bemerkbar macht,
wird beim Projektionsbilde geringfügiger Grad der Unschärfe und das nicht
völlige Senkrechtstehen der senkrechten Linien fast niemals bemerkt.
Der Vortragende wird in der Regel vor dem weißen Schirm Aufstellung
nehmen. Es ist jedoch auch gut durchführbar, neben dem Apparate stehend
den Vortrag zu halten und dabei gleichzeitig das Auswechseln der Bilder zu
besorgen. Wer es liebt, aus dem Stegreif zu sprechen, wird diese Art der
Vorführung bevorzugen, weil man sich dann, während ein Bild gezeigt wird,
über das nächstfolgende unterrichten kann. Allerdings erfordert diese Methode
einige Umsicht und Übung; doch wirkt ein solcher Vortrag viel lebendiger,
als wenn man neben dem Vorhänge stehend die Rede abliest oder bei freiem
Vortrage immer erst das Erscheinen des nächsten Bildes abwarten muß, bevor
man die Worte findet. Und nun die leidigen Irrtümer in der Reihenfolge
der Bilder! Besorgt man das Einstecken in den Rahmen selbst, so bemerkt
man Fehler in der Reihenfolge beizeiten und nicht erst, wenn man mit ver¬
blüfftem Gesicht vor dem falschen Bilde steht.
Daß Irrtümer in der Reihenfolge und im richtigen Einstecken der Bilder
fast bei keiner Projektion ausbleiben, hat seinen Grund einerseits in dem
ungleichmäßigen Bezeichnen der Diapositive, über welches wir in dem
Abschnitt über das Glasbild sprachen, anderseits in dem Eifer der lieben
Freunde des Vortragenden, welche vor Beginn der Vorstellung schnell noch
einige von den Glasbildern besichtigen und ihr Urteil darüber abgeben wollen.
Einem Vertauschen der Reihenfolge kann man dadurch Vorbeugen, daß man,
sobald die Diapositive bereit gestellt sind, über die Oberkanten derselben
einen schrägen, weißen Strich zieht. Man merkt dann sofort, wenn nach¬
trägliches Vertauschen stattfand.
Leider sprechen die wenigsten Vortragenden frei. Handelt es sich um
Vorführung einer Bilderreihe, die man nicht selbst aufgenommen hat, so
bleiben ausführliche schriftliche Notizen unerläßlich. Anders jedoch, wenn
eigene Aufnahmen vorgeführt werden, mit deren Herstellung man sich wochen¬
lang abquälte und die man daher zur Genüge kennt. Und dennoch trauen
sich die Wenigsten zu, über dieselben ein freies Wort zu reden!
Durch Herunterbeugen des Kopfes beim Ablesen des Vortrages wird,
zumal in großen Sälen, die Verständlichkeit ungemein beeinträchtigt. Während
ein frei und frisch herausgesprochenes Wort bis in die entlegensten Winkel
des Saales verständlich bleibt, wird der Vortragende, welcher abliest, schon
auf den vorderen Reihen nicht mehr verstanden. Bedient der Vortragende
den mitten im Saale stehenden Apparat selbst, so kann es sich ereignen, daß,
wenn die Stimme nach dem Vorhang hin gerichtet ist, die hinter dem Apparat
Sitzenden wenig hören. In diesem Falle tut man gut, nach oben hin zu
sprechen. Die Schallwellen verteilen sich dann im Saale gleichmäßiger.
9*