Physikalisch-technische Werkstätten Meiner & Mertig. Dresden. 21
II. Theil.
Influenzelektricität.
Besprechung der Apparate und ihre Behandlung.
1. Die Elektrisirmaschine.
Die erste Bedingung für eine gute Leistungsfähigkeit der Elektrisir¬
maschine ist ein sorgfältiges Beinhalten der Glasscheibe und der beiden
Hartgummisäulen.
Auf jeder Glasfläche setzt sich sehr bald eine dichte, fest haftende
Schicht feinen Staubes an, deren Bildung in unserm Falle durch die nach
dem Gebrauch der Maschine noch lange im Glase befindliche Elektricität
wesentlich begünstigt wird. Wenn man nun eine solche unreine Scheibe
durch die Reibkissen gleiten lässt, reibt das Amalgam derselben jene Schicht
ab, wird dadurch verunreinigt und für immer in seiner Wirkung ver¬
schlechtert.
Will man die Scheibe gründlich reinigen, so entferne man sie vom Ge¬
stell und reibe sie mit Spiritus ab. (Die Scheibe kann man vom Gestell ab¬
nehmen, wenn man die vordere Schraube mit kugelförmigem Kopf losschraubt,
während man die Scheibe festhält.) Für gewöhnlich genügt Abwischen mit
Lederlappen. Letzterer ist für die Reinhaltung einer Glaspatte unbedingt
nothwendig.
Die Hartgummitheile reibe man öfters mit einem in Petroleum getauchten
Lappen ab.
Die Leistungsfähigkeit einer Elektrisirmaschine hängt aber ferner ab
von dem Wassergehalt der sie umgebenden Luft. Dieserhalb kann man im
Winter durchschnittlich auf eine bessere Wirkung rechnen als im Sommer.
An besonders feuchten Tagen kann es Vorkommen, dass die Maschine nahe¬
zu den Dienst versagt. Hiergegen lässt sich so gut wie nichts thun. —
Anders verhält es sich mit der Feuchtigkeitsschicht auf der Scheibe, welche
sich durch einen Niederschlag des Wasserdampfs der Luft bildet. Derselbe
wird herbeigeführt, wenn die Scheibe eine niedrigere Temperatur hat als die
sie umgebende Luft. Das ist z. B. der Fall, wenn die Maschine aus einem
kalten in ein warmes Zimmer gebracht wird. Hier empfiehlt es sich, die
Maschine vor dem Gebrauch an den wannen Ofen zu stellen.
Der gabelförmige Halter der Beibkissen sowie die Saugvorrichtung kann
ohne Weiteres nach Absehrauben der kleinen Schlusskugeln herausgezogen
werden. In letztere Kugeln ist ein konisches Loch gebohrt zur Aufnahme
des Endstiftes einer Leitungsschnur. Bei einzelnen Versuchen empfiehlt es
sich jedoch, die Leitungsschnur in die Oeffnung der grossen Conduktorkugel
münden zu lassen.
Will man die Maschine bei Seite stellen, so sind stets die Reibkissen
abzunehmen.
Die Reibkissen werden ohne Amalgam geliefert, ehe man also die Maschine
benutzen kann, müssen die Kissen damit versehen werden. Zu dem Zwecke
verreibt man einen Theil des Amalgam so fein wie möglich, fettet mit dem
beigegebenen Stück Talg das Leder der Kissen, streicht mit dem Messer
unter starkem Druck etwas Amalgam gleichmässig auf und reibt die beiden
Kissen aneinander ab, es müssen dann die Kissen an allen Stellen Metall¬
glanz zeigen; ein schwacher Ueberzug ist am wirksamsten.
2. Das Elektroskop.
Das Glas des Umschliessungsgefässes ist besonders ausgesucht, so dass
es sauber geputzt sehr gut isolirt. Die Innenwand wird aber bald mit einer
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